Die SwissChips-Initative stärkt die Halbleiter- und Mikroelektronikforschung in der Schweiz

Die zunehmende Digitalisierung der Weltwirtschaft hat Halbleiter zu einem strategischen Sektor gemacht. In der Schweiz wird Forschung und Innovation in diesem Bereich durch die SwissChips-Initiative gefördert, die von 2024 bis 2027 läuft.

04.12.2025
Autor/in: Giuditta Rusconi
Viele kleine elektronische Platinen mit Kabeln und blinkenden Lichtern liegen dicht nebeneinander auf einem Tisch.
Die SwissChips-Initiative fördert Forschungs und Entwicklung in unterschiedlichen Themenbereichen, unter anderem Kommunikationstechnologien (6G) oder der Einsatz von Chips in der Biomedizin. Bild: Frank K. Gürkaynak

Halbleiter finden sich in den verschiedensten elektronischen Geräten wie Smartphones, Computer oder Solarzellen und sind damit heute integraler Teil unseren Lebens. Führende Volkswirtschaften versuchen immer mehr, sich im Halbleiterbereich unabhängig von anderen Staaten zu machen. Gleichzeitig rückt die digitale Souveränität stärker in den Fokus, was zur Bildung strategischer Partnerschaften zwischen bestimmten Staaten führt. Diese Entwicklungen haben nicht nur weltweite Auswirkungen auf Unternehmen, sondern beeinflussen auch die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation.

Weltweite Investitionen in Forschung und Halbleiter-Produktion

Die USA und die Europäische Union haben durch ihre jeweiligen Chips Acts grosse Investitionen bereits getätigt oder angekündigt. Damit sollen vor allem bessere Rahmenbedingungen für die lokale Chip-Produktion geschaffen sowie die Forschung und Innovation gefördert werden.

Im Forschungs- und Innovationsbereich laufen die meisten EU-Aktivitäten seit 2023 über die europäische Partnerschaft Chips JU, welche einen Teil des EU-Chips Act bildet. Chips JU vereint die Europäische Kommission, teilnehmende Mitgliedstaaten sowie Industrieverbände. Es verfügt über ein Budget von 4,2 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021–2027 und wird über Horizon Europe und das Digital Europe Programme finanziert. Schweizer Organisationen können an den entsprechenden Ausschreibungen teilnehmen, sofern sie über Horizon Europe finanziert werden. Die im Chips-JU-Projekte die aus dem Digital Europe Programm finanziert werden, fokussieren mehrheitlich auf den Aufbau von technologischen Kapazitäten und Infrastruktur und bleiben EU-Mitgliedsstaaten vorbehalten.

Was ist ein Halbleiter?

Halbleiter sind Materialien, deren elektrische Leitfähigkeit gezielt gesteuert werden kann. Halbleiter werden grob in zwei Gruppen unterteilt: integrierte Schaltungen und OSD-Bauteile (Optoelektronik, Sensoren, diskrete Halbleiter), die vor allem in Lichtanwendungen wie LEDs, optische Kommunikation, Solarmodulen und Kameras verwendet werden. Integrierte Schaltungen, auch Chips genannt, bestehen aus Halbleitern (meist Silizium) und enthalten komplexe elektronische Funktionen wie Rechnen, Speichern oder Steuern. Chips sind die Grundlage für fast alle modernen elektronischen Geräte wie Smartphones, Computer und Autos.

Halbleiterforschung in der Schweiz

Die Schweiz beheimatet eine Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie, die Nischenmärkte bedient und in der eine aktive Forschungsgemeinschaft tätig ist. Im Kontext der Nicht-Assoziierung an Horizon Europe (2021–2024) konnten Schweizer Akteure nicht an gewissen Ausschreibungen in strategischen Bereichen teilnehmen. Deshalb hat der Bundesrat Übergangsmassnahmen beschlossen. Im Bereich Halbleiterforschung entstand dabei die SwissChips-Initiative, um den Anschluss in der Forschung an die EU nicht zu verlieren und gleichzeitig die Schweizer Position im kritischen Bereich des Chip-Designs zu stärken.

Die SwissChips-Initiative wird von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich), der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und dem Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik in Neuchâtel (CSEM) geleitet, wo die laufenden Forschungsaktivitäten das Design integrierter Schaltkreise umfassen und wo bereits eine bedeutende Infrastruktur vorhanden ist.

Die Forschungsaktivitäten und -ergebnisse der Initiative werden allen Schweizer Universitäten und Fachhochschulen zugänglich sein. Der Bundesbeitrag an die SwissChips-Initative beläuft sich auf 26 Millionen Franken. Die Konsortialpartner der Initiative leisten zusätzlich einen Eigenbeitrag von insgesamt 7,8 Millionen Franken. Die drei Institutionen ETH Zürich, EPFL und CSEM arbeiten eng zusammen und auch Industrievertreter wurden in die Governance-Struktur eingebunden.

Ziele der SwissChips-Initiative

Während der dreijährigen Laufzeit von 2024 bis 2027 verfolgt die Initiative zwei Hauptziele:

  • Sicherung einer führenden Position für Schweizer Forschende und Forschungsinfrastrukturen,
  • Aufbau eines starken Pools an Talenten und Kompetenzen im strategisch wichtigen Bereich des Chip-Designs.

Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten werden in acht Arbeitspaketen zu unterschiedlichen Themenbereichen umgesetzt, wobei die Schwerpunkte auf die wichtigsten laufenden und künftigen EU-Forschungsprogramme, -projekte und -initiativen abgestimmt sind. Die Schwerpunkte decken beispielsweise mit 6G Zukunftstechnologien in der Kommunikation ab, aber auch KI-spezifische Chips und den Einsatz von Chips in der Biomedizin.

Erste Ergebnisse zeigen grosses Potenzial

Am ersten SwissChips Annual Event im Juni 2025 präsentierten Forschende und Innovatoren erste Resultate. Die ersten Kennzahlen der SwissChips-Initiative sind beeindruckend: Mehr als 90 Doktorandinnen und Doktoranden, Postdocs und Forschende haben an den acht Arbeitspaketen mitgewirkt. Dabei wurden 58 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und 25 hochmoderne Chip-Prototypen konzipiert und hergestellt. Auch wurden bereits erste Workshops zur Förderung von Chip-Design für interessierte junge Menschen durchgeführt.

Die restliche Laufzeit der SwissChips-Initiative sieht die weitere Förderung von Talenten vor und das zur Verfügungstellen von Infrastruktur für das Chip-Design. Der nächste Annual Event findet am 4. Juni 2026 am SwissTech Convention Center der EPFL statt.

Übergangsmassnahmen für nicht zugängliche Programmteile

Um die Folgen des Nicht-Assoziierung von 2021 bis 2024 der Schweiz im Horizon-Paket abzufedern, beschloss der Bundesrat für diese Jahre Übergangsmassnahmen. Dabei wurde zwischen zugänglichen (Direktfinanzierung) und nicht zugänglichen Programmteilen unterschieden. Im Rahmen der Letzteren finanziert das SBFI unter anderem die SwissChips-Initiative. Dafür werden finanzielle Mittel eingesetzt, die das Parlament Ende 2020 für die Finanzierung der Schweizer Beteiligung am Horizon-Paket 2021–2027 gesprochen hat.


Kontakt
Giuditta Rusconi, SBFI Internationale Programme Forschung und Innovation giuditta.rusconi@sbfi.admin.ch +41 58 463 27 95
Autor/in
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