Multilateraler Dialog über Quantum: die Bedeutung der Quantenverschränkung
Seit 2022 kommen mehrere Staaten, darunter die Schweiz, zweimal pro Jahr im Rahmen des «Multilateral Dialog on Quantum» zusammen. Ziel dieses Forums für Quantenwissenschaften und -technologie ist es, die Bedürfnisse der Akteure aus Forschung und Innovation zu ermitteln und sich auf gemeinsame Grundsätze und Werte zu einigen. Das letzte Treffen fand im März 2025 im australischen Brisbane statt.

Im Jahr 2022 organisierten die USA unter dem Titel «Pursuing Quantum Information Together: 2.N vs 2N» das erste Forum im Bereich der Quantenwissenschaften. An diesem Treffen nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Ländern teil: USA, Deutschland, Australien, Kanada, Dänemark, Finnland, Frankreich, Japan, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Schweden und Schweiz. Südkorea schloss sich im Jahr 2023 an. Seit seiner Gründung unterstreicht dieses multilaterale Forum die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, um die Herausforderungen im Bereich Quantenwissenschaften und -technologie (QIST) zu bewältigen und das volle Potenzial dieser technologischen Revolution zu entfalten.
Diese Staaten treffen sich zweimal im Jahr zu einem informellen technischen Austausch, der in «Multilateral Dialog on Quantum» (MDQ) umbenannt wurde.
Besprochen werden unter anderem bewährte Verfahren bei der Umsetzung nationaler Programme oder die Herausforderungen und Bedürfnisse von Forschung und Innovation im QIST-Bereich. Darüber hinaus wurden gemeinsame Grundsätze und Werte definiert, die das Vorgehen jedes Landes leiten sollen. Dazu zählen Forschungsfreiheit, Integrität, Objektivität, fairer Wettbewerb und Demokratie.
Unter den Staaten herrscht Konsens über die Wichtigkeit dieser Zusammenarbeit. Ein Land allein wäre kaum in der Lage, die gesamte Bandbreite der technologischen Entwicklungen der Quantenwissenschaften und -technologie ‒ von Sensoren und Computern über Chips bis hin zu Quantenkommunikationsnetzen ‒ zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Ein Grund dafür ist die grosse Nachfrage nach Fachkräften, die das gesamte Spektrum der erforderlichen Kompetenzen abdecken.
Die Quantenverschränkung, bei der zwei Teilchen unabhängig von ihrer Entfernung miteinander verbunden bleiben, ist das Herzstück der Technologie der «zweiten Quantenrevolution» zur präzisen Kontrolle von Atomen und Partikeln. Eine internationale Koordination ist unerlässlich, um die vielen nationalen Quanteninitiativen aufeinander abzustimmen. Die weltweiten Investitionen in diesem Bereich (44,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025) zeigen seine wachsende strategische Bedeutung (Qureca).
Gemeinsame Bedürfnisse und Herausforderungen
Bei der sechsten Ausgabe des MDQ, die am 27. und 28. März 2025 in Brisbane stattfand, wurden unter anderem Projekte erörtert, die bei der vorherigen Ausgabe im September 2024 eingeführt worden waren. Die Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsstaaten beteiligen sich konkret an zwei dieser Projekte:
- einem Katalog von Anwendungsfällen der Quantensensorik, der erfolgreiche internationale Kooperationen vorstellt, die zur Vermarktung von Produkten auf Basis der Quantensensorik geführt haben. Dieser Katalog soll politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern als Orientierungshilfe dienen;
- einer Bestandsaufnahme der verfügbaren Kapazitäten und Infrastrukturen, die im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit potenziell gemeinsam genutzt werden können.
Perspektiven für die Schweiz
Die Schweiz ist auf dem Gebiet der Quantenwissenschaften und -technologie hervorragend positioniert. Vor dem Hintergrund der Nicht-Assoziierung der Schweiz an das EU-Rahmenprogramm «Horizon Europe», wodurch die Möglichkeiten für im QIST-Bereich tätige Schweizer Forschende und Innovatoren stark eingeschränkt wurden, hat der Bundesrat 2022 die «Swiss Quantum Initiative» (SQI) lanciert. Seit dem 1. Januar 2025 ist es allerdings auch möglich, sich als «Beneficiary» an den Ausschreibungen von «Horizon Europe», dem Euratom-Programm und dem «Digital Europe Programme» (DEP) zu beteiligen, einschliesslich der Ausschreibungen in strategischen Bereichen wie der Quantentechnologie. Diese Regelung gilt bis zur Unterzeichnung des EU-Programmabkommens, die für Ende 2025 geplant ist. Ab diesem Zeitpunkt wird die Schweiz formell an diese Programme assoziiert.
Auf nationaler Ebene ist die SQI in die zweite Phase übergetreten, die mit der BFI-Periode 2025‒2028 zusammenfällt. Innosuisse, der Schweizerische Nationalfonds (SNF) und die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) werden mittels Instrumenten aus ihren jeweiligen Portfolios koordiniert gezielte Aktionen lancieren, um der SQI einen Programmcharakter zu verleihen, der die Forschung, die Unterstützung von Netzwerken und die Innovation in KMU und Start-ups abdeckt.
Schliesslich wird die Schweiz im Frühjahr 2026 Gastgeberin der achten Ausgabe des MDQ sein. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und die SQI werden das Konzept für diese Veranstaltung entwickeln und es den anderen zwölf Ländern beim nächsten MDQ im September 2025 vorstellen.
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