EMBO-Stipendium: Karriere-Booster für junge Forscherinnen und Forscher

Die Europäische Organisation für Molekularbiologie (EMBO) unterstützt junge Forscherinnen und Forscher mit Post-Doc-Stipendien und weiteren Instrumenten. Viele Stipendiatinnen und Stipendiaten kommen für ihr Post-Doc an eine Schweizer Institution. Eine von ihnen ist die Neurobiologin Gloria Colombo.

13.02.2025
Autor/in: Doris Wohlfender
Das Bild zeigt einen Querschnitt durch ein Gehirn einer Maus. Es ist mit fluoreszierenden Farbstoffen gefärbt, die unterschiedliche Strukturen hervorheben.
Das Gehirn einer Maus nach einem Schlaganfall unter dem Konfokalmikroskop. Die Mikrogliazellen (gelb gefärbt) sammeln sich im und um den geschädigten Bereich (blau, Zellkerne). Diese Zellen sind hohen Laktatwerten ausgesetzt und spielen eine wichtige Rolle bei der Genesung nach einem Schlaganfall. Foto: Dr. Gloria Colombo, Universität Lausanne.

Die 60-jährige Wissenschaftsgesellschaft EMBO widmet sich der Exzellenz in den Life Sciences und der Unterstützung talentierter junger Forscherinnen und Forscher. Die EMBO finanziert den Kandidatinnen und Kandidaten, die sich in der kompetitiven Vergabe durchsetzen, ein zweijähriges Post-Doc-Projekt in einem anderen Land als dort, wo sie ihre Doktorarbeit gemacht haben. Weitere Förderinstrumente vervollständigen die EMBO-Aktivitäten. Aber das Post-Doc-Stipendium ist ihr wichtigstes Förderinstrument, es absorbiert in etwa 70 Prozent des EMBO-Budgets, das jährlich ungefähr 30 Millionen Euro beträgt.

Ein Gewinn für die Schweiz

Die Schweiz profitiert von dieser Förderung, denn ein relativ hoher Anteil der Stipendiatinnen und Stipendiaten entscheidet sich, ihre Forschungsarbeit in der Schweiz durchzuführen. Zwischen 2019 und 2023 wurden 921 Post-Doc von EMBO finanziert. Davon kamen 142 in eine Schweizer Institution, was 15 Prozent aller EMBO-Post-Doktoranden entspricht. Schweizer Institutionen können so sehr talentierte Forschende gewinnen, die durch ihre Arbeit die Leistungsfähigkeit und die Attraktivität des Forschungsplatz Schweiz weiterhin hochhalten.

Eine dieser talentierten Forschenden ist die italienische Neurobiologin Gloria Colombo. Ihr Doktorat hat sie am Institut of Technology and Science Austria in Wien erworben und im Januar 2023 hat sie ein durch EMBO finanziertes Post-Doc an der Universität Lausanne begonnen. Im Interview verrät sie, was ihr das EMBO-Stipendium ermöglicht und weshalb sie für ihre Arbeit in die Schweiz gekommen ist.

Portrait von Dr. Gloria Colombo
Die Neurobiologin Dr. Gloria Colombo aus Italien forscht mit einem EMBO-Stipendium an der Universität Lausanne.

Worum geht es bei Ihrem Projekt und welchen potenziellen Einfluss hat Ihre Forschung?

Dr. Gloria Colombo: Mein Forschungsprojekt untersucht, wie die Immunzellen des Gehirns, die sogenannten Mikroglia, auf einen ischämischen Schlaganfall reagieren. Dabei handelt es sich um einen Zustand, bei dem die Durchblutung des Gehirns blockiert ist, was zu Gewebeschäden führt. Nach einem Schlaganfall verändert sich die Umgebung im Gehirn dramatisch: Sauerstoff und Nährstoffe nehmen plötzlich ab, während Laktat, ein Molekül, das lange Zeit als simples Abfallprodukt angesehen wurde, vermehrt produziert wird. Laktat könnte jedoch eine wichtige Rolle dabei spielen, den Mikroglia dabei zu helfen, das geschädigte Gewebe abzubauen, die Neuronen zu unterstützen und die Heilung zu fördern.

Mit der Untersuchung dieses Prozesses wollen wir besser verstehen, wie diese Zellen im geschädigten Gehirn funktionieren. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten neue Wege aufzeigen, um die Genesung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten zu verbessern, und Aufschluss über andere Erkrankungen geben, bei denen der Gehirnstoffwechsel verändert ist, beispielsweise Alzheimer und Schizophrenie.

Weshalb haben Sie sich für ein EMBO-Stipendium beworben und welche Möglichkeiten bietet es Ihnen? 

Ich habe mich für das EMBO-Stipendium beworben, weil es herausragende Forschungsprojekte unterstützt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Europa fördert. Das Stipendium ermöglicht es mir, an einer führenden Einrichtung innovative Forschung zu betreiben, Zugang zu modernen Infrastrukturen und Fachwissen zu erhalten und meine Zeit der Entwicklung meines Projekts zu widmen. Es bietet mir auch die Möglichkeit, mit einem aktiven Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Dieser Austausch und die Zusammenarbeit bereichern meine Arbeit ungemein.

Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich vom EMBO-Stipendium auf Ihre zukünftige Karriere?

Das EMBO-Stipendium ist ein wichtiges Sprungbrett für meine Karriere. Durch die Unterstützung von Spitzenforschung und die internationale Sichtbarkeit wird mein Forschungsprofil aufgewertet. Neben der finanziellen Unterstützung bietet EMBO Zugang zu wertvollen Ressourcen und Angeboten, wie Schulungen in Leadership, wissenschaftlichem Schreiben, der Beurteilung von wissenschaftlichen Arbeiten oder der Verbesserung der wissenschaftlichen Kommunikation. Ausserdem fördert EMBO über eine Online-Plattform die Vernetzung von Stipendiatinnen und Stipendiaten auf der ganzen Welt und organisiert Treffen, um das direkte Networking mit Gleichgesinnten zu fördern.

Weshalb haben Sie sich für Ihr Forschungsprojekt für eine Schweizer Einrichtung entschieden?

Die Schweiz ist für ihre Exzellenz in der neurowissenschaftlichen und biomedizinischen Forschung bekannt. Die Einrichtung und die Forschungsgruppe, für die ich mich entschieden habe, bieten eine einzigartige Kombination aus Erfahrung, moderne Technologie und eine interdisziplinäre Umgebung. Diese Bedingungen sind ausschlaggebend für den Erfolg meines Projekts. Die Zusammenarbeit mit den hier tätigen führenden Expertinnen und Experten stärkt die Qualität meiner Forschung und bindet meine Arbeit in einen globalen Knotenpunkt für wissenschaftliche Innovation ein. 
 

Europäische Konferenz für Molekularbiologie

Das EMBO-Programm wird durch die Europäische Konferenz für Molekularbiologie (EMBC) finanziert. Die EMBC zählt 31 Mitgliedstaaten, darunter die Schweiz, welche durch ihre Mitgliederbeiträge das EMBO-Programm ermöglichen. Alle fünf Jahre werden die wissenschaftlichen Prioritäten neu justiert und der dafür notwendige Finanzrahmen festgelegt.

Ende 2024 haben die 31 Mitgliedstaaten der EMBC entschieden, dass die Post-Doc-Stipendien als «Flagship» von EMBO in den Jahren 2025–2029 weiter gestärkt werden sollen. Zudem haben sie einem moderaten Wachstum ihrer Mitgliederbeiträge (im Schnitt 2,87% pro Jahr) zugestimmt. Dies wird ermöglichen, das EMBO-Programm zu stabilisieren. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) vertritt die Schweizer Interessen in der EMBC.


Kontakt
Doris Wohlfender, SBFI Internationale Forschungsorganisationen doris.wohlfender@sbfi.admin.ch +41 58 465 12 26
Autor/in
Doris Wohlfender