Reformfähigkeit als Schlüssel für eine erfolgreiche und attraktive Berufsbildung

Berufe verschwinden, neue entstehen, Tätigkeitsprofile verändern sich fortlaufend. Gerade für die Schweizer Berufsbildung ist die Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln, entscheidend. Reformfähigkeit ist dabei kein Modewort, sondern ein grundlegendes Prinzip, das unseren Erfolg sichert – heute und in Zukunft. Sie ist jedoch kein Selbstläufer, sondern muss immer wieder neu errungen werden.

18.06.2025
Autor/in: Rémy Hübschi
Ein Porträt von Rémy Hübschi, Stv. Direktor des SBFI in einem Anzug.
Rémy Hübschi ist stellvertretender Direktor des SBFI und leitet die Abteilung Berufs- und Weiterbildung.

Wer erinnert sich noch an den Fotolaboranten? Ein Beruf, der einst gefragt war, aber durch die digitale Fotografie obsolet wurde. Oder die Damenschneiderin, die sich im Lauf der Zeit zur Bekleidungsgestalterin mit eidgenössischem Fachausweis weiterentwickelt hat. Diese Beispiele zeigen: Unsere Berufsbildung ist ein lebendiges System, das sich im Gleichschritt mit der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Technologie weiterentwickelt.

Trends verändern Bildungsangebote

Ein zentraler Erfolgsfaktor unseres Berufsbildungssystems ist die bewährte Verbundpartnerschaft zwischen Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Sie gewährleistet, dass neue Trends rasch aufgenommen und Bildungsangebote entsprechend angepasst werden können. Ein Beispiel dafür ist die regelmässige Überprüfung auf wirtschaftliche, ökologische oder gesellschaftliche Entwicklungen. Das ist keine blosse Formalität, sondern ein grundlegender Innovationsmechanismus. So hat unser Staatssekretariat in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt 83 neue oder revidierte Berufe genehmigt. Diese Zahl ist nicht nur beeindruckend. Sie ist auch Ausdruck eines dynamischen, funktionierenden Systems.

Der nachhaltige Erfolg der Berufsentwicklung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Innovative Organisationen der Arbeitswelt: Sie übernehmen Verantwortung für die Bildungsabschlüsse in ihrer Branche, definieren die Bildungsinhalte und erkennen frühzeitig berufliche Entwicklungen.
  2. Klare Zuständigkeiten und eine gelebte Zusammenarbeit: Nur wenn alle Verbundpartner ihre Rollen wahrnehmen und auf Augenhöhe kooperieren, können wir die Berufsbildung gemeinsam wirksam weiterentwickeln.
  3. Handlungsspielräume nutzen: Dazu gehört es, auch unkonventionelle Wege zu denken – etwa neue Abschlüsse für Erwachsene zu schaffen oder regionale Bedürfnisse zu berücksichtigen.
  4. Verbindliche Kommunikation. Von der Idee bis zur Umsetzung braucht es Transparenz, Dialog und gegenseitiges Verständnis. Zentral ist auch, dass alle Beteiligten ihre Akteure auf dem Laufenden halten und sich bei wichtigen Entscheiden rückversichern.

Flexibilität und Praxisnähe gewinnbringend einsetzen

Die Reformfähigkeit ist kein Selbstläufer. Wir müssen ihr Sorge tragen. Sie erfordert Offenheit für Veränderungen, Mut zur Entscheidung und die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen.

Ich bin überzeugt: Die Stärke unseres Systems liegt in seiner Flexibilität, seiner Praxisnähe und seiner Reformfähigkeit. Wir sind gefordert, diese Stärke zu erhalten und weiter auszubauen. Die (Arbeits-)Welt verändert sich und wir gestalten sie mit. Das ist nicht nur unsere Aufgabe, es ist unsere Verantwortung. Und unsere Chance. In diesem Sinne danke ich allen Verbundpartnern für ihre tägliche Arbeit, ihr Engagement und ihr Commitment für eine erfolgreiche und attraktive Berufsbildung.