Beteiligung der Schweiz an EU-Programmen für Forschung und Innovation

Forschende und Innovatoren in der Schweiz beteiligen sich seit 1987 an den Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation der Europäischen Union. Ein neuer Bericht präsentiert die Zahlen zur Schweizer Beteiligung am Horizon 2020-Paket (Laufzeit 2014–2020) und am aktuell laufenden Horizon Europe-Paket (2021–2027).

27.02.2024
Autoren/Autorinnen: Brita Bamert, Catrina Diener, Giuditta Rusconi
Ein Angestelter arbeitet an einem Solarfaltdach in einer Fabrik
Das Schweizer KMU dhp technology hat ein spezielles Solarfaltdach entwickelt. Das Horizon-2020-Projekt wurde vom Schweizer Partner dhp technology koordiniert und erhielt knapp 2,5 Millionen Euro Fördergelder. Bild: Oliver Oettli

Das SBFI erstattet gemäss Auftrag des Schweizer Parlaments regelmässig Bericht über die Schweizer Beteiligung an den EU-Programmen und -Initiativen für Forschung und Innovation. Der aktuelle Bericht umfasst die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Beteiligung der Schweiz am: 

  • Horizon-2020-Paket über die gesamte Laufzeit von 2014 bis 2020: Zu diesem Paket gehören das 8. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020, das Euratom-Programm für Forschung und Ausbildung (Euratom PFA) sowie die Forschungsinfrastruktur Internationaler Thermonuklearer Versuchsreaktor (ITER). 
  • Horizon-Europe-Paket von Januar 2021 bis Oktober 2023: Dazu zählen das aktuelle 9. EU-Rahmenprogramm Horizon Europe, das Euratom PFA, ITER und das neu lancierte Programm Digitales Europa resp. die Schweizer Übergangsmassnahmen zu diesen Programmen und Initiativen. 


Internationale Zusammenarbeit

Schweizer Projektpartner arbeiteten bei Horizon 2020 mit Forschenden und Innovatoren aus 136 von rund 180 teilnehmenden Ländern zusammen. Die meisten gemeinsamen Projekte wurden mit Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich durchgeführt. Bei Horizon Europe sind bislang Deutschland, Italien und Frankreich die häufigsten Partner in Verbundprojekten.

Zwei Karten Europas zeigen die Projekte und europäischen Partner der Schweiz in gelb (Horizon 2020) und grün (Horizon Europe)
Geografische Übersicht der Anzahl Projekte, an denen sowohl Partner aus der Schweiz als auch aus dem jeweiligen Land beteiligt sind. Gezeigt werden ausgewählte Partnerländer. Quellen: EC und SBFI.

Beteiligung der Schweiz am Horizon 2020-Paket

Bei Horizon 2020 war die Schweiz das assoziierte Land mit den meisten Projektbeteiligungen (4967). Mit 3,043 Milliarden Franken an verpflichteten Mitteln lag sie insgesamt auf dem 8. und unter den assoziierten Ländern auf dem 1. Rang. 

Zwei gelbe Balkendiagramme zeigen die Anzahl Beteiligungen und die verpflichteten Mittel in Mio. CHF pro Land
Linke Seite: Die Balken sind jeweils mit der Anzahl der Beteiligungen pro Land versehen. Rechte Seite: Neben den Balken wird jeweils der Betrag der verpflichteten Mittel für jedes Land angegeben. Es werden nur Länder mit mindestens 1000 Beteiligungen gezeigt. Quellen: EC und SBFI.

Beteiligung der Schweizer Institutionen

Es entfielen etwas mehr als die Hälfte der Beteiligungen bei Horizon 2020 und fast zwei Drittel der gewährten Mittel auf den Hochschulsektor (ETH-Bereich, Universitäten und Fachhochschulen). Mehr als ein Drittel der Schweizer Beteiligungen bei Horizon 2020 sind dem Privatsektor (KMU und Industrie) zuzuschreiben.

Anzahl Schweizer Beteiligungen nach Institutionstyp als Balkendiagramm
Die Balken sind mit der Anzahl Beteiligungen versehen, während die x-Achse den relativen Anteil angibt. Quellen: EC und SBFI.

Schweizer Erfolgsquoten nach Programmbereich

Bei Horizon 2020 waren die meisten Beteiligungen von Schweizer Institutionen in den Programmbereichen Marie-Skłodowska-Curie-Aktionen (MSCA), Europäischer Forschungsrat (ERC), Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Gesundheit zu verzeichnen. In beinahe sämtlichen Programmbereichen waren Schweizer Akteure im internationalen Vergleich überdurchschnittlich erfolgreich, wobei sie insbesondere beim ERC mit den höchsten Erfolgsraten überhaupt hervorstachen.

Säulendiagramm dass die Erfolgsquoten nach Gesuchen von der Schweiz und insgesamt je nach Programmbereich zeigt
Erfolgsquoten nach Programmbereich für Gesuche aus der Schweiz und Gesuche aus allen beteiligten Ländern. Die Erfolgsquote entspricht der Anzahl der für eine Finanzierung ausgewählten Gesuche geteilt durch alle förderfähigen und evaluierten Gesuche in einem Programmbereich. Quellen: EC und SBFI.

Beteiligung am Horizon Europe-Paket und Übergangsmassnahmen

Aufgrund der Nicht-Assoziierung am Horizon-Europe-Paket werden Übergangsmassnahmen umgesetzt. Für die Jahre 2021–2023 standen dafür insgesamt 1,851 Milliarden Franken zur Verfügung, wovon 1072 Millionen Franken auf die Direktfinanzierung von kollaborativen Projekten und 779 Millionen Franken auf Massnahmen für nicht zugängliche Programmteile entfallen. Die Direktfinanzierung ermöglicht es den Schweizer Akteuren weiterhin an den zugänglichen EU-Ausschreibungen teilzunehmen, wobei die Schweizer Partner direkt vom Bund finanziert werden. Die Direktfinanzierung wird rege genutzt, so dass die Beteiligung an den Verbundprojekten mit dem Vorgängerprogramm Horizon 2020 vergleichbar ist. Die meisten Beteiligungen entfallen auf KMU, gefolgt vom ETH Bereich. Sämtliche Beteiligungszahlen für Horizon Europe sind vorläufig und mit Vorsicht zu interpretieren.

Ebenso stossen die nationalen Ausschreibungen für die nicht zugänglichen Programmteile auf grosses Interesse, wobei diese den internationalen Wettbewerb nicht ersetzen können.

Säulendiagramm das die Anzahl Beteiligungen und verpflichtete Mittel je nach Insitutionstyp
Die Grafik links zeigt den Beteiligungsanteil für jeden Institutionstyp bei Horizon Europe. Die Grafik rechts zeigt relativen Anteil der verpflichteten Mittel nach Institutionstyp. Neben den Balken werden die Anzahl Beteiligungen (links) beziehungsweise die verpflichteten Mittel in Mio. CHF (rechts) angegeben. Quellen: EC und SBFI.

Kontakt
Catrina Diener, SBFI Wissenschaftliche Beraterin, Ressort Internationale Programme Forschung und Innovation catrina.diener@sbfi.admin.ch +41 58 467 39 86
Autoren/Autorinnen
Brita Bamert
Catrina Diener
Giuditta Rusconi

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