(Inter-)Nationale Zusammenarbeit in Programmen und Organisationen: Vom Mehrwert des «Miteinander»

Es gibt Dinge, die im Team einfach besser gelingen – sei es beim Bauen eines Hauses, beim Fussballspielen oder bei der Ergründung der Quantenstruktur der Raumzeit. Dieses Prinzip gilt auch auf internationaler Ebene im Bereich Bildung, Forschung und Innovation (BFI).

08.10.2024
Autor/in: Michael Gerber
Porträt eines lächelnden Mannes in Anzug und Krawatte.
Michael Gerber ist Botschafter und Leiter der Abteilung Internationale Programme und Organisationen des SBFI. Bild: Monique Wittwer

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation spielt eine zentrale Rolle bei der Zurverfügungstellung von rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit der Schweiz in internationalen BFI-Programmen und -Organisationen. Diese Aufgabe ist entscheidend, damit vor allem multilaterale Kooperationen effizient, wirksam und nachhaltig umgesetzt werden können. Dabei geht es um mehr als um Regelungen; es geht darum, einen flexiblen Ort zu schaffen, an dem Ideen, Innovationen und Opportunitäten entwickelt und gefördert werden können.

Die Menschen im Mittelpunkt: Forschende, Innovatoren und Lernende

In der internationalen BFI-Zusammenarbeit stehen stets Menschen im Zentrum: Lernende und Studierende, Forschende und Innovatoren. Ihre Kompetenzen und Beiträge bereichern sowohl die schweizerische als auch die internationale BFI-Landschaft. Diese Ideengeber und (künftigen) Fachkräfte entwickeln ihre Kompetenzen zukunftsorientiert weiter und arbeiten an den Grenzen des menschlichen Wissens und Könnens und der technischen Machbarkeit. Sie sind bestrebt, ihre Kräfte zu vereinen und international an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, denn BFI kennt keine Grenzen. Die Ideen der Akteure verdienen Gehör und Raum, damit sie national oder, wo sinnvoll, auch international angegangen werden können.

Unsere Aufgabe ist es diesen Bedürfnissen der Akteure gerecht zu werden, indem wir ihnen einen Rahmen schaffen, der sowohl Orientierung als auch Freiraum für die internationale BFI-Zusammenarbeit in Programmen und Organisationen bietet. Ein statisches Regelwerk mag Sicherheit bieten, aber es kann auch die Kreativität einschränken. Stattdessen wollen wir einen Bereich schaffen, in dem sich die Akteure frei bewegen können, solange sie sich wissenschaftlich, ethisch und ökonomisch integer verhalten, auch wenn selbstverständlich stets auch übergeordnete Faktoren, wie beispielsweise die aktuelle geopolitische Situation oder die Dual-Use Problematik berücksichtigt werden müssen. Mit der Beteiligung der Schweiz an internationalen Programmen und Organisationen ermöglichen wir es den Schweizer BFI-Akteuren, sich global einzubringen. Die Rahmenbedingungen schaffen wir wiederum durch die aktive Mitgestaltung internationaler Strategien, Politiken und Agenden, innerhalb derer internationale Zusammenarbeit stattfindet. 

Internationale Programme und Organisationen als Katalysatoren 

EU-Programme wie Horizon Europe, Euratom, Digital Europe oder Erasmus+ sind prominente Beispiele für den Rahmen zur Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Innovation über die Landesgrenzen hinaus. Sie ermöglichen es Akteuren in der Schweiz, auf Eigeninitiative an länderübergreifenden Projekten teilzunehmen, diese aktiv mitzugestalten sowie grenzüberschreitende Austausch- und Mobilitätserfahrungen zu machen. Der Zugang zu diesen multilateralen Programmen ist entscheidend, da internationale Projekte und Aktivitäten innerhalb eines solchen Programms ungleich leichter aufzusetzen sind als ausserhalb, wo für jedes Projekt und für jede Aktivität alles von Grund auf neu verhandelt werden muss. So waren beispielweise Schweizer Institutionen im Programm Horizon 2020 (2014-2020) an F&I-Projekten mit Partnern aus nicht weniger als 136 (!) Ländern beteiligt.

Weiter besteht ein bewährter Ansatz der Schweiz darin, Unterstützung für bottom-up-Initiativen zu bieten und so wenig top-down zu regulieren wie möglich. Dieser Ansatz ermöglicht die Berücksichtigung der Forschungsinteressen aus der Basis, fördert die Vielfalt der Forschungsthemen und sichert, à géométrie variable, die internationale Einbindung der hiesigen Forschungsgemeinschaft. Erfolgreiche Beispiele hierfür sind die Beteiligungen an internationalen Forschungsorganisationen wie der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN), das Institut Laue Langevin (ILL), der European X-Ray Free-Electron Laser (X-FEL) oder auch die European Spallation Source (ESS), in denen die Schweiz als Mitgliedstaat aktiv mitwirkt.

Alle internationalen Programme und Organisationen im BFI-Bereich haben gemeinsam, dass sie eine Plattform für Begegnung, Austausch und Zusammenarbeit bieten, deren rechtlicher und finanzieller Rahmen es ermöglicht, die Wissensgenerierung zu beschleunigen und deren Nutzen für die Bewältigung der Herausforderungen unserer Gesellschaft zu erhöhen.

Nationale und internationale Verflechtung

Die Grenzen zwischen der internationalen und der nationalen Ebene im BFI-Bereich sind naturgemäss fliessend. Aus diesem Grund arbeiten im SBFI die Abteilungen Internationale Programme und Organisationen und Internationale Beziehungen mit der Abteilung Nationale Forschung und Innovation konsequent und eng zusammen. Das gemeinsame Ziel ist es,  im Interesse der Schweiz pragmatisch die besten Lösungen für die Anliegen unserer BFI-Akteure zu finden. Denn letztlich geht es darum, sowohl nationale als auch globale Herausforderungen zu bewältigen, um ein besseres Leben für alle zu bewirken.

Fazit

Internationale BFI-Zusammenarbeit ist für die Schweiz unverzichtbar. Sie ermöglicht es, grenzüberschreitende Herausforderungen anzugehen, fördert den Wissensaustausch sowie den Aufbau von Kompetenzen und erhöht damit die Attraktivität des Landes als Standort für Talente und Investitionen. Durch die flexible und unterstützende Ausgestaltung der Rahmenbedingungen trägt das SBFI dazu bei, dass diese Zusammenarbeit nachhaltig ist. 

Bei all dem kommt es auch auf das Mindset der im Auftrag der Politik arbeitenden Verwaltung an: Schaffen wir einen Raum, in dem Ideen wachsen können und hören wir auf die Menschen, die diesen Raum füllen, wollen und können! Nur so können wir die Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich meistern und sicherstellen, dass Bildung, Forschung und Innovation grenzüberschreitend, effektiv und effizient vonstattengehen.