Wie steht es um die Innovationskraft der produzierenden Industrie in der Schweiz?

In der 3. Ausgabe der Innovationskraftanalyse der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) in Zusammenarbeit mit Swissmem zeigt sich: Im Industriesektor betreiben immer weniger Firmen Forschung und Entwicklung. Aber das gilt nicht für alle Branchen.

27.06.2024
Autor/in: Daniel Dossenbach
Zwei Männer arbeiten an an metallenen Geräten.
Zur produzierenden Industrie gehören Unternehmen, deren wirtschaftliche Haupttätigkeit darin besteht, Roh- bzw. Grundstoffe mechanisch, physikalisch oder chemisch in neue Erzeugnisse umzuwandeln. Bild: Oliver Oettli

Die Beschäftigungszahlen im Industriesektor sind rückläufig: Zwischen 2011 und 2020 ist jede 20. Stelle verschwunden. Zudem bekunden besonders kleine und mittlere Unternehmen zunehmend Mühe, durch Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) ihren Umsatz mit innovativen Produkten zu steigern. Es gibt aber auch gute Neuigkeiten: Die KMU in den Bereichen Energie, Wasser und Umwelt (NOGA-Klasse) betreiben deutlich mehr Forschung und Entwicklung im Inland als noch in der vorherigen Referenzperiode. Auch die Anzahl der Beschäftigten hat bei diesen Unternehmen zugenommen. 

Tiefere Kosten für die Kundinnen und Kunden

Wie lassen sich diese unterschiedlichen Beobachtungen miteinander vereinbaren? Claudia Schärer von der SATW und ihr Team haben genauer hingeschaut: Bei den Firmen in der NOGA-Klasse Energie/Wasser/Umwelt handelt es sich mehrheitlich um Elektrizitätswerke, Klär- und Abfallverwertungsanlagen. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben dienen hier vor allem dazu, Prozesse zu optimieren und an Effizienz zu gewinnen. Dies wiederum führt zu Kostensenkungen für die Kundinnen und Kunden, jedoch nicht zu vermarktbaren Produkten. Darüber hinaus ist die Gewinnmarge bei vielen Betrieben dieser Klasse gedeckelt: Effizienzsteigerungen erhöhen nicht die Marge, sondern schonen das Portemonnaie der Endkunden. 

Innovationskraft ist wichtig für Wirtschaftsstandort

Weshalb lohnt sich der Blick auf die Innovationskraft der Schweizer Industrie? In der Schweiz arbeiten 16 Prozent der Beschäftigten in der produzierenden Industrie. Sie erwirtschaften 40 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Ein Industriesektor

mit hoher Innovationskraft trägt viel zu einem gesunden Wirtschaftsstandort Schweiz bei. Die aktuelle Innovationskraftanalyse der SATW beleuchtet das Thema Innovation in der Schweizer Industrie aus verschiedenen Perspektiven und zeigt Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf.

Eine Grafik zeigt die Entwicklungstrends des Anteils an KMU mit F&E im Inland. Der Anteil entwickelt sich positiv im Bereich Energie/Wasser/Umwelt.
Entwicklungstrends des Anteils KMU mit F&E im Inland. Zeitraum: 1997–2020; in Prozent für ausgesuchte NOGA-Klassen. Grafik: SATW
Grafik: Die Vollzeitäquivalente in KMUs haben insgesamt abgenommen, in den Grossunternehmen ist die Zahl leicht gestiegen. 2020 waren die Zahlen ausgeglichen.
Entwicklung der Vollzeitäquivalente in der produzierenden Industrie für Grossunternehmen und KMU. Zeitraum: 2012–2020. Grafik: SATW

Die Studie

Im Gegensatz zur gesamtwirtschaftlichen Betrachtung verschiedener nationaler und internationaler Studien fokussiert die Innovationskraftanalyse der SATW auf die produzierende Industrie. Sie untersucht die Indikatoren, die Einblick geben in die industrielle Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. Als Datengrundlage dient die Innovationserhebung, welche die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich im Auftrag des SBFI alle zwei Jahre durchführt. Die Innovationskraftanalyse ist jedoch ein unabhängiger Bericht der SATW. Die Zahlen zur Wertschöpfung und zur Beschäftigung lieferte das Bundesamt für Statistik BFS. 


Kontakt
Daniel Dossenbach, SBFI Projektverantwortlicher, Ressort Innovation daniel.dossenbach@sbfi.admin.ch +41 58 463 95 48
Autor/in
Daniel Dossenbach

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