Nationale und internationale Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Innovation

Die Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik adressiert transversale Themen. Diese Herausforderungen anzugehen, bietet über alle Bereiche hinweg grosse Chancen. Eine davon ist die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Ein kurzer Überblick über die entsprechenden Aktivitäten.

21.06.2024
Autor/in: Larissa Erdmann
Staatssekretärin Hirayama (zweite von rechts) und andere SBFI-Repräsentantinnen und -Repräsentatnten vor einem Pool des Neutral Buoyancy Laboratory.
Staatssekretärin Martina Hirayama auf Wissenschaftsmission in den USA unter anderem zur Unterzeichnung der Artemis Accords. Hier vor einem Neutral Buyoancy Laboratory, in dem Astronautinnen und Astronauten das Fortbewegen in der Schwerelosigkeit trainieren.

Bildung, Forschung und Innovation leben in ihrer Qualität von Zusammenarbeit sowohl innerhalb der Schweiz als auch auf internationaler Ebene. Gleichzeitig kann mit einem klugen Verhältnis von Kooperation und Konkurrenz die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit des Schweizer BFI-Systems gesichert sowie dessen Resilienz erhöht werden. Zusammenarbeit und Koordination, ob national oder international, schaffen Synergien und Innovationen und sorgen mit für eine effiziente und effektive Verwendung der Mittel. Konkurrenz wiederum spornt die Akteure zur Steigerung ihrer eigenen Qualität an und ist damit ein Treiber für Exzellenz.

Im internationalen Vergleich nimmt die Schweiz in Bildung, Forschung und Innovation einen Spitzenplatz ein. Dass die Schweiz im BFI-Bereich führend bleibt, ist eines der erklärten Ziele der bundesrätlichen BFI-Politik für die Jahre 2025–2028. Einer der Erfolgsfaktoren ist die Internationalisierung des BFI-Bereichs, der weltweit von einer starken Konkurrenz geprägt ist.  Die Schweizer BFI-Akteure bringen sich im Rahmen ihrer Autonomie auf internationaler Ebene aktiv ein und gelten als geschätzte Partner. Das gilt für ETHs, Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen sowie Forschungsorganisationen. Und selbstverständlich kooperieren namentlich die nationalen Förderinstitutionen, der Schweizerische Nationalfonds, die Akademien und Innosuisse, mit homologen Institutionen anderer Länder. 

Die ESA-Astronauten posieren für ein Gruppenfoto in blauen Overalls mit ihren Abschlussdiplomen.
Die Schweiz ist seit 1976 Mitglied der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). In der ESA-Astronauten-Klasse 2022 ist auch ein Schweizer: der Bieler Marco Sieber (ganz rechts). Bild: ESA
Ein Lernender in grünem T-Shirt und gelbem Gehörschutz bei der Arbeit in einer Schreinerei.
Die Berufsbildung ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Bild: Monique Wittwer
Eine Frau in einem schwarzen T-Shirt bedient einen silbernen Apparat.
Kooperationen zwischen Hochschulen fokussieren unter anderem auf die Förderung von Frauen im MINT-Bereich oder die Chancengerechtigkeit. Bild: Oliver Oettli
Studierende laufen einen Flur mit Bögen und weissen und roten Wänden entlang.
Hochschulen kooperieren national und international, um ihren Studierenden sowohl die Mobilität innerhalb der Schweiz als auch weltweit zu ermöglichen. Bild: UZH / Ursula Meissner

Die Leistung des schweizerischen BFI-Systems wird durch die Zusammenarbeit der BFI-Akteure gestärkt. Öffentlich finanzierte und private Akteure kooperieren etwa im Hochschulwesen, der Berufsbildung, oder arbeiten gemeinsam daran, dass wissenschaftliche Potenzial der Schweiz in Krisenzeiten auszuschöpfen. Auch die innerschweizerische Mobilität oder die Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität zählen zu gemeinsamen Handlungsfeldern verschiedener BFI-Akteure. 

Den Rahmen dafür zu schaffen, dass die Schweizer BFI-Akteure ihr Engagement auch auf internationaler Ebene zugunsten des Schweizer BFI-Systems optimal wahrnehmen können, liegt weitgehend in der Verantwortung des Bundes. So erstaunt nicht, dass heute bedeutende Bundesmittel für die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation in internationale Kooperationen fliessen. Dabei gründet die internationale Zusammenarbeit auf entsprechenden multilateralen Abkommen beispielsweise betreffend (europäischer) Forschungsorganisationen oder -infrastrukturen oder auf bilateralen Vereinbarungen und Memoranden zwischen der Schweiz und Partnerstaaten auch ausserhalb Europas.

Die nachstehende Auflistung über die Aktivitäten im Rahmen der nationalen und internationalen BFI-Zusammenarbeit ist nicht abschliessend. Die BFI-Akteure der Schweiz agieren in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern eigenständig. Mehr Informationen zu internationalen Tätigkeiten der BFI-Akteure finden sich in dieser Übersicht (PDF).

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Forschung und Innovation:

National: Roadmap Forschungsinfrastrukturen

Als strategisches Planungsinstrument verfasst das SFBI alle vier Jahre die «Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen». Sie liefert einen Überblick zum Stand und zur Entwicklung von nationalen und internationalen Forschungsinfrastrukturen, an denen die Schweiz beteiligt ist und dient als Grundlage für die Erarbeitung der BFI-Botschaft. Auf die Roadmap 2023 folgt im Frühjahr 2027 die bereits fünfte Ausgabe. Die Vorarbeiten hierzu sind bereits lanciert. Beteiligt sind das SBFI, der ETH-Rat, die Rektorenkonferenz von swissuniversities, der SNF und die Akademien der Wissenschaften Schweiz. 

International: European Space Agency ESA

Im Bereich Raumfahrt strebt die Schweiz eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit der ESA an. Dazu wurden bereits Schritte unternommen: 2022 beispielsweise unterzeichnete die Schweiz ein Kooperationsabkommen mit der ESA zum Aufbau des «European Space Deep-Tech Innovation Centre», welches am Paul Scherrer Institut (PSI) angesiedelt ist. Im April 2024 hat die Schweiz zudem die Artemis Accords unterzeichnet. Mittlerweile 37 Staaten bekräftigen mit der Unterzeichnung ihr gemeinsames Verständnis, nach welchen Prinzipien sie die friedliche Erkundung und Nutzung des Mondes, des Mars und anderer Himmelskörper durchführen wollen.

International: Bilaterale Partnerschaften

Mit ausgewählten Ländern fördert die Schweiz beispielsweise über das Swissnex Netzwerk bilaterale Partnerschaften, um gemeinsame Forschungs- und Innovationsprojekte zu ermöglichen. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist das 2022 unterzeichnete Memorandum of Understanding zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Dieses führte u.a. zu zwei gemeinsamen Ausschreibungen von Innosuisse und Innovate UK, bei denen jeweils mehr als 100 bilaterale Innovationsprojekte eingereicht wurden. Ein weiteres Beispiel ist Indien, mit dem es seit 2003 ein bilaterales Abkommen besteht, das den Rahmen für Ausschreibungen für Projekte (u.a. im Medizinbereich) geschaffen hat, die durch den Schweizerischen Nationalfonds und indische Partneragenturen organisiert wurden. 

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Berufsbildung:

National: Verbundpartnerschaft

Die Berufsbildung ist eine Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. In der Verbundpartnerschaft setzen sich die drei Parteien gemeinsam für die Qualität und Aktualität der Berufsbildung ein. Als Tripartite Berufsbildungskonferenz (TBBK) steuern sie die Berufsbildung auf strategischer Ebene. 

International: Austausch und Kooperation

Die Schweiz engagiert sich auch für den internationalen Transfer und Austausch von Expertise im Bereich der dualen Berufsbildung auf technischer und diplomatischer Ebene. So wird die Schweizer Berufsbildung im internationalen Kontext gestärkt und deren Visibilität erhöht. Fachkenntnisse stellt zum Beispiel die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) für internationale Projekte oder Konferenzen bereit. In Zusammenarbeit mit Movetia fördert das Swissnex Netzwerk die internationale Mobilität in der Berufsbildung, wie beispielsweise mit dem NextStep Program in Zusammenarbeit mit den Kantonen Waadt und Zürich. 

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Hochschulen:

National: Projektgebundene Beiträge

Über die Schweizerische Hochschulkonferenz (SHK) unterstützt der Bund Kooperations- und Innovationsprojekte der Schweizer Hochschulen durch projektgebundene Beiträge. Für die Förderperiode 2021–2024 wurden zum Beispiel Projekte zur Mobilitätsförderung, Open Science oder einem nationalen Netzwerk zur Förderung der MINT-Bildung genehmigt. In der Periode 2025–2028 werden u. a. Projekte zu Themen wie Nachhaltigkeit, Nachwuchsförderung und Chancengerechtigkeit gefördert

International: European Universities Initiative

Mit der European Universities Initiative möchte die EU einen Europäischen Hochschulraum etablieren. Der Bund stellt Schweizer Hochschulen, die sich an der auf Aspekte wie Mobilität, Interdisziplinarität und Stärkung von Kooperationen fokussierten Initiative beteiligen möchten, Fördermittel zur Verfügung. Die European Universities Initiative ermöglicht zum Beispiel «inter-university campuses», sodass Universitätsmitglieder an mehreren Partnerinstitutionen gleichzeitig studieren, unterrichten oder forschen können. 

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Bildung:

National: Bildungsraum Schweiz

Die Bundesverfassung sieht vor, dass Bund und Kantone gemeinsam im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für eine hohe Qualität und Durchlässigkeit des Bildungsraumes Schweiz sorgen (Art. 61a BV). Unter anderem legen sie alle vier Jahre gemeinsame und langfristig angelegte Ziele für den Bildungsraum Schweiz fest.

International: Erasmus+

Um Kooperationen zwischen schweizerischen und europäischen Akteuren und Institutionen sowie die individuelle Lernmobilität besser fördern zu können, strebt die Schweiz eine Assoziierung an das EU-Programm Erasmus+ an. Lernmobilität ermöglicht es Menschen, während ihrer Aus- und Weiterbildung internationale, interkulturelle, sprachliche und fachliche Kompetenzen zu erwerben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf jüngeren Menschen. 

Transversale Themen

Am 8. März 2024 hat der Bundesrat die BFI-Botschaft 2025–2028 ans Parlament überwiesen. Das Ziel seiner BFI-Politik ist, dass die Schweiz in Bildung, Forschung und Innovation international führend bleibt. Dafür plant der Bundesrat Ausgaben in den Jahren 2025–2028 im Umfang von maximal 29,2 Milliarden Franken. Einige Themen sind dabei über alle Förderbereiche hinweg relevant. Diese vier Querschnittsthemen, die sogenannten transversalen Themen, werden übergeordnet berücksichtigt: 

  • Digitalisierung
  • Nachhaltige Entwicklung
  • Chancengerechtigkeit
  • Nationale und internationale Zusammenarbeit

Zwischen den vier Themen kann es Wechselwirkungen und Überschneidungen geben. Zum Beispiel fördert die Digitalisierung innovative Entwicklungen in der Effizienzsteigerung – die Digitalisierung wiederum muss nachhaltig für Umwelt, Gesellschaft und Demokratie gestaltet werden. 


Kontakt
Johannes Mure, SBFI Leiter Abteilung Strategie und nationale Beziehungen johannes.mure@sbfi.admin.ch +41 58 464 64 04
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Larissa Erdmann