Mehr Pflegefachkräfte für die Schweiz
Um den Bedarf an Pflegefachkräften decken zu können, benötigt die Schweiz gemäss Hochrechnungen bis 2029 gut 43’000 diplomierte Pflegefachfrauen und -männer auf Tertiärstufe. Gemeinsam mit den Kantonen hat der Bund eine breit angelegte Ausbildungsoffensive gestartet, die die Zahl der Pflegefachkräfte erhöhen soll. Der Kanton Glarus setzt bereits erste Massnahmen auf Stufe der höheren Fachschulen um.
Die am 1. Juli 2024 gestartete Ausbildungsoffensive besteht aus drei Elementen. Erstens unterstützen die Kantone Spitäler, Pflegeheime und Spitex-Organisationen finanziell, die praktische Ausbildungsplätze für die Ausbildung von angehenden Pflegefachpersonen anbieten. Zweitens können sie Personen, die eine Pflegeausbildung an einer Fachhochschule oder höheren Fachschule absolvieren, bei Bedarf finanziell unterstützen. Drittens erhalten Fachhochschulen und höhere Fachschulen vom Bund Beiträge für die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze. Insgesamt soll die Pflegeausbildung von Bund und Kantonen bis ins Jahr 2032 mit knapp einer Milliarde Franken unterstützt werden.
Im Rahmen der Ausbildungsoffensive ist das SBFI für die finanzielle Unterstützung der höheren Fachschulen zuständig. Ab Studienbeginn 2024 können die Kantone beim SBFI Bundesbeiträge für innovative Projekte beantragen, die zu einer Erhöhung der Abschlüsse an den höheren Fachschulen führen. Voraussetzung für den Erhalt von Bundesbeiträgen ist, dass sich die Kantone mit mindestens 50% an den Kosten beteiligen. Der Regelbetrieb wird vom Bund bereits über das Berufsbildungsgesetz finanziell unterstützt. Damit erhalten die Kantone vom Bund eine Pauschale, die rund ein Viertel ihrer Berufsbildungskosten deckt.
Bereits zwei Monate nach Inkrafttreten der gesetzlichen Grundlage konnte das SBFI mit dem Kanton Glarus eine erste Leistungsvereinbarung über 300'000 Franken unterzeichnen. Weitere Kantone haben beim SBFI Gesuche eingereicht. Diese deuten darauf hin, dass die Kantone umfassende Massnahmenpakete umsetzen wollen. Sie gehen mit Engagement und innovativen Ideen an die Arbeit. Die Massnahmen lassen sich grob in folgende Bereiche einteilen: Neue oder erweiterte Bildungsangebote, Beratung und Begleitung von Praxisbetrieben und Studierenden sowie Marketing.
Katrin Frei, im SBFI mitverantwortlich für die Umsetzung der Ausbildungsoffensive, hat bei Patrick Geissmann – Hauptabteilungsleiter Höheres Schulwesen und Berufsbildung – nachgefragt, welche Massnahmen in seinem Kanton wann und wie umgesetzt werden sollen und welche Ziele sich Glarus gesetzt hat.
Welche Massnahmen und Projekte will der Kanton Glarus umsetzen?
Wir setzen auf den Ausbau und die Stärkung des bewährten Verbundsystems unseres Bildungszentrums Gesundheit und Soziales mit kantonalen und ausserkantonalen Betrieben, um die Zahl der Abschlüsse HF Pflege zu erhöhen. Ein zentrales Element ist die Einführung der Wissensplattform VAR Healthcare, die sowohl in der Schule als auch in den Betrieben genutzt wird. Dies fördert eine einheitliche Ausbildung der Studierenden und der Ausbildungsverantwortlichen und schafft ein erhebliches Synergiepotenzial für die beteiligten Betriebe.
Durch die überschaubare Grösse unserer Schule können wir eine besonders ausgeprägte individuelle Betreuung der Lernenden gewährleisten. Unterstützt wird dies durch ein intensives Coaching- und Mentoringsystem, das die Studierenden gezielt begleitet. Darüber hinaus ermöglichen wir einen flexiblen Einstieg in die Ausbildung zu jedem Semester und unterstützen Quereinsteiger sowie Teilzeitstudierende, um ihnen den Zugang zur Pflegeausbildung zu erleichtern. Um die Qualität der Ausbildung in den Praxiseinrichtungen zu sichern, bieten wir den Ausbildungsverantwortlichen zudem eine Begleitung durch fachkundige Praxismentoren an. Ziel dieser umfassenden Massnahmen ist es, die Attraktivität und den Erfolg der Ausbildung nachhaltig zu steigern.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Konzipierung der Massnahmen?
Die Ausgestaltung der Massnahmen war insgesamt recht naheliegend. Da sowohl die Betriebe als auch die Studierenden von den freiwilligen Unterstützungsmassnahmen profitieren, gab es keine grossen Widerstände. Die grösste Herausforderung lag eher in der Sicherstellung der Finanzierung. Diese ist jedoch dank der Unterstützung der Ausbildungsoffensive durch alle Parteien – sowohl durch den Kanton als auch durch das SBFI – gewährleistet. Beim Thema VAR haben wir den Vorteil, dass die Betriebe dieses System zwar nicht zwingend anschaffen müssen, um davon zu profitieren, die OdA aber die Anschaffung empfiehlt. Zudem plant der Kanton Glarus, die Betriebe bei der Anschaffung der notwendigen VAR-Lizenzen finanziell zu unterstützen, wobei wir eine allfällige Beteiligung des BAG noch abklären.
Wie ist die Umsetzung angelaufen?
Bisher gut. Die notwendigen personellen Ressourcen wurden erfolgreich bereitgestellt und die entsprechenden Stellen besetzt bzw. die Personen für die Aufgaben freigestellt. Besonders erfreulich ist die positive Grundhaltung der Lehrpersonen gegenüber der Nutzung der VAR-Plattform. Wir blicken daher sehr optimistisch auf die kommenden Ausbildungsjahre und sind überzeugt, dass sich die Massnahmen in den nächsten Jahren positiv auswirken werden. Dies sowohl auf die Abschlusszahlen als auch auf die Zufriedenheit der Studierenden und Partnerbetriebe.