Biobanken: wichtige Ressourcen für die Forschung

Für die Medikamentenentwicklung und andere Fortschritte in der medizinischen Forschung sind qualitativ einwandfreie Proben unerlässlich. Mit der Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und der Swiss Biobanking Plattform (SBP) als nationalem Knotenpunkt ist die Schweiz aktives Mitglied der europäischen Biobanking-Forschungsinfrastruktur BBMRI-ERIC.

21.10.2024
Autoren/Autorinnen: Barbara Flückiger, Christine Joye (SBP), Sabine Bavamian (SBP), Claudia Lagier (SBP)
Illustration von Forschenden in einem Labor mit verschiedenen Stationen und Geräten.
Das Biobanking trägt massgeblich zum wissenschaftlichen Fortschritt in der Biologie, der Biomedizin und der präklinischen Forschung bei. Bild: SBP

Biobanken stellen biologische Materialien (z. B. Gewebe- und Blutproben) und Gesundheitsdaten zur Verfügung. Für Forschende sind sie von grosser Bedeutung, weil sie den Zugang zu hochwertigen Proben und den damit verbundenen Daten erleichtern. Das Biobanking entwickelt sich rasant und trägt massgeblich zum wissenschaftlichen Fortschritt in der Biologie, der Biomedizin und der präklinischen Forschung bei. 

BBMRI-ERIC und Swiss Biobanking Platform

Die europäische Biobanking-Forschungsinfrastruktur BBMRI-ERIC zählt heute 24 Mitglieder (darunter Mitgliedstaaten wie die Schweiz, Beobachterstaaten und eine internationale Organisation). Das BBMRI-ERIC feierte 2024 sein zehnjähriges Bestehen und präsentierte Mitte Oktober seine Vision für die nächste Dekade. Die neue Roadmap des BBMRI-ERIC wurde im Rahmen eines intensiven Mitwirkungs- und Konsultationsverfahrens mit den Mitgliedern, nationalen Knotenpunkten, Biobanken und wichtigen Akteuren ausgearbeitet. Sie umfasst eine neue Vision, eine aktualisierte Mission sowie acht strategische Ziele und ermöglicht eine Abstimmung der nationalen Programme auf die BBMRI-Aktivitäten in Europa.

Die Swiss Biobanking Platform (SBP) ist die führende nationale Forschungsinfrastruktur für Biobanking-Aktivitäten und fungiert als Schweizer Knotenpunkt des BBMRI-ERIC. Die SBP entstand aus einer Initiative des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Ihr Ziel besteht darin, den zunehmenden Anforderungen der Forschenden in den Bereichen Biomedizin und Biologie hinsichtlich Qualität, Zugang zu Informationen, Transparenz und Vernetzung der Biobanking-Aktivitäten gerecht zu werden. Als zentrale Schnittstelle koordiniert die SBP alle humanen und nicht-humanen Biobanking-Aktivitäten mit dem europäischen BBMRI-Netzwerk, dem aktuell mehr als 90 nationale Biobanken angeschlossen sind. 

Illustration einer blau-weissen Europakarte. Die Schweiz ist rot eingefärbt und hat in der Mitte eine Reisszwecke. Das Logo der Swiss Biobanking Platform befindet sich unten links.
Die Swiss Biobanking Platform (SBP) ist die führende nationale Forschungsinfrastruktur für Biobanking-Aktivitäten und fungiert als Schweizer Knotenpunkt des BBMRI-ERIC. Bild: SBP

Leadership und Wissensvermittlung im Biobanking fördern

Im Dezember 2015 trat die Schweiz dem BBMRI-ERIC als Beobachterstaat bei. Im Juni 2023 wurde sie ordentliches Mitglied und ist heute in der Mitgliederversammlung durch das SBFI vertreten. Mit der Vollmitgliedschaft verfolgt der Schweizer Knotenpunkt folgende wichtige Ziele: 

  • die Schweizer Position im Biobanking stärken und die Anerkennung internationaler Stakeholder festigen; 
  • zur Biobanking-Landschaft des BBMRI beitragen und diese verstärken; 
  • aktiver in Arbeitsgruppen mitwirken, die IT-Tools entwickeln oder Biobanken und Forschende zum Qualitätsmanagement sowie zu ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen (ELSI) beraten. 

Ausserdem ermöglicht die SBP die Beteiligung von Partnern an europäischen Projekten. 

Aus- und Weiterbildung ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil ihres Dienstleistungsangebots. 2024 hat die SBP gemeinsam mit der Universität Genf ein «Certificate of Advanced Studies» (CAS) in Biobanking lanciert, einen Weiterbildungskurs mit drei Modulen. Der CAS-Lehrgang trägt dem dringenden Bedarf Rechnung, Fachpersonen und Institutionen, die sich für Biobanking und Forschung interessieren, mit dem nötigen Grundwissen und den erforderlichen Fähigkeiten im Hinblick auf die Gründung und den effizienten Betrieb von Biobanken auszustatten.

Professionelle Biobanken können das Leben vereinfachen

Die SBP hat sich in der BBMRI-Arbeitsgruppe Qualität proaktiv eingebracht und an der Entwicklung der gemeinsamen europaweiten Suchplattform (Federated Platform) mitgearbeitet. Die SBP, der German Biobank Node (GBN) und BBMRI.at haben gemeinsam einen Film produziert, der aufzeigt, wie professionelle Biobanken die wissenschaftliche Forschung voranbringen und bahnbrechende Entdeckungen ermöglichen. Der Film dient einerseits der Wissensvermittlung und veranschaulicht andererseits die gute Zusammenarbeit zwischen den nationalen Knoten des BBMRI-ERIC sowie den Innovationsgeist in der Wissenschaftsgemeinschaft. Er zeigt, dass gemeinsame Anstrengungen die Forschung beschleunigen und den Weg für eine gesündere Zukunft ebnen können.

BBMRI-ERIC

BBMRI-ERIC ist die europäische Forschungsinfrastruktur für Biobanking und vereint die wichtigsten Akteure in diesem Bereich (Forschende, Biobanken, Industrie und Patientenschaft), um die biomedizinische Forschung voranzubringen. Über die nationalen Knotenpunkte (einer pro Land) bietet BBMRI-ERIC den lokalen Biobanken Beratung und Dienstleistungen an. Die nationalen Knoten wirken am Betrieb der Forschungsinfrastruktur mit. Das Dienstleistungsangebot des BBMRI-ERIC umfasst vier Hauptthemen: ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen (ELSI), Qualitätsmanagement, IT-Lösungen für Online-Suchen und Zugriffsanfragen sowie Förderung des Biobankings.


Kontakt
Barbara Flückiger, SBFI Wissenschaftliche Beraterin, Ressort Nationale Forschung barbara.flueckigerschwarzenbach@sbfi.admin.ch +41 58 462 37 10
Christine Joye, Swiss Biobanking Platform Executive Director christine.joye@swissbiobanking.ch
Autoren/Autorinnen
Barbara Flückiger
Christine Joye (SBP)
Sabine Bavamian (SBP)
Claudia Lagier (SBP)