Jährliches Treffen der Schweizer ERIC-Community

Das jährliche Annual ERIC CH Symposiums bietet den involvierten Forschungsgemeinschaften und F&I-Partnern, die zur Schweizer Beteiligung an Europäischen Forschungsinfrastruktur-Netzwerken beitragen, eine Plattform für den Austausch. Im Fokus des diesjährigen Treffens standen die Themen Impact Assessment und Performance Monitoring von Forschungsinfrastruktur-Netzwerken.

08.08.2024
Autor/in: Lea Bühlmann
Eine Gruppe von Menschen posiert auf einer Treppe in einem Treppenhaus für ein Gruppenfoto.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Annual ERIC CH Symposium 2024. Bild: SBFI

Die Beteiligung an Europäischen Forschungsinfrastruktur-Netzwerken, sogenannten ERICs, erfordert eine abgestimmte Teamleistung zwischen den Schweizer Knotenpunkten, den beteiligen F&I-Partnern und dem SBFI, das die ministerielle Vertretung der Schweiz in den ERICs wahrnimmt. Als Schweizer Knotenpunkt wird die Einheit bezeichnet, die die Schweizer Forschungsgemeinschaft in einem ERIC vertritt und die wissenschaftliche Beteiligung auf europäischer Ebene sicherstellt. Der Knotenpunkt besteht aus einer Organisation oder aus einem Konsortium nationaler Forschungseinrichtungen. Zudem sind weitere F&I-Partner involviert, so etwa der Schweizerische Nationalfonds, die Akademien der Wissenschaften oder die Hochschulen, an denen die Knotenpunkte angesiedelt sind.

Das SBFI lädt einmal im Jahr die Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Knotenpunkte von bestehenden und künftigen ERICs sowie der beteiligten F&I-Partner zu einem halbtägigen Austausch ein. Im Zentrum des ersten Symposiums im Jahr 2023 standen die sechs neuen Mitgliedschaften der Schweiz sowie ein Kennenlernen aller involvierten Partner. Das diesjährige Symposium erlaubte einerseits gemeinsam auf das erste Jahr der Schweizer Mitgliedschaften zurückzublicken. Andererseits bot es Gelegenheit, die Entwicklung und das Potenzial der Schweizer Beteiligungen zu thematisieren. Die übergeordneten Themen des ERIC CH Symposium 2024 waren Impact Assessment und Performance Monitoring. 

Beteiligung der Schweiz an ERICs

ERIC steht für European Research Infrastructure Consortia. Die EU-Kommission hat 2009 eine spezifische Rechtsform eingeführt, um den gemeinsamen Aufbau und Betrieb sowie die Nutzung von Forschungsinfrastrukturen in Europa zu vereinfachen. Seit der Gründung des ersten ERICs im Jahr 2011 war die Schweiz als Beobachterin an verschiedenen ERICs aktiv beteiligt. 2023 konnte die Schweizer Beteiligung an sechs ERICs vom Status Beobachterin zur vollen Mitgliedschaft aufgewertet werden, nachdem das Schweizer Parlament 2022 der sogenannten ERIC-Botschaft zugestimmt hat.

Zu Beginn des Symposiums gaben 90-Sekunden-Pitches der Schweizer Knotenpunkte einen Einblick in bestehende und künftige ERICs. In kürzester Zeit erhielten so alle Anwesenden einen Überblick über die ERICs mit Schweizer Beteiligung in den verschiedenen Fachgebieten – von Biologie und Medizin über Umwelt- und Erdwissenschaften bis hin zu Geistes- und Sozialwissenschaften. Dabei wurden auch die Leistungen aufgezeigt, die die Knotenpunkte für die entsprechenden Forschungsgemeinschaften erbringen sowie der allgemeine Mehrwert, der eine Mitgliedschaft in einem ERIC für die Schweiz bietet. Doch wie lassen sich Leistung und Wirkung einer solchen Beteiligung allgemein fassen und gegebenenfalls stärken oder ausweiten? Der zweite Teil des Symposiums wagte eine Annäherung an ebendiese Fragen.

Fokus 2024: Impact Assessment und Performance Monitoring

Nach einer Keynote von Dr. Jana Kolar, Executive Director von CERIC ERIC und frühere Vorsitzende des European Strategy Forum for Research Infrastuctures (ESFRI), diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen einzelne Aspekte zu den Themen Impact Assessment und Performance Monitoring und brachten ihre Erfahrungen und Erwartungen ein. 

Wie kann die Leistung der ERICs bzw. der Schweizer Knotenpunkte gemessen werden? Im Rahmen der Diskussionen zu Performance Monitoring wurde deutlich, dass die heutige Leistungsüberwachung sehr stark zwischen den ERICs variiert, wobei einige stärker quantitativ, andere eher qualitativ vorgehen. Die meisten Schweizer Knotenpunkte liefern schon heute Daten zur Leistungsüberwachung an ihren zentralen ERIC-Hub. Diese Daten basieren in der Regel auf Key Performance Indicators (KPIs), die das ERIC vorgibt. Obwohl ESFRI eine Konsolidierung der KPIs für alle ERICs anstrebt, ist eine gemeinsame Definition schwierig, da die Ziele und die Ausgestaltung der Netzwerke sehr unterschiedlich sind. Allen ERICs gemeinsam sind jedoch die Bestrebungen hinsichtlich Open Research Data (ORD) und FAIR-Data. Neben den KPIs, die durch das ERIC vorgegeben sind, ergänzen viele Schweizer Knotenpunkte ihre Berichterstattung durch zusätzliche Indikatoren. Das SBFI prüft nun zusammen mit den Schweizer Akteuren, welche KPIs wann und wie bereits erhoben werden und wie eine Berichterstattung am besten damit koordiniert werden könnte.

Und wie kann die Wirkung von ERICs (am besten) gemessen werden? Die Diskussionen zu Impact Assessment haben gezeigt, dass die verschiedenen Methoden zur Wirkungsüberprüfung jeweils ihre Vor- und Nachteile haben und es keine «one size fits all»-Lösung gibt. Darüber hinaus gelte es bei der Wirksamkeitsüberprüfung der ERICs zu berücksichtigen, dass erstens die Wirkungen der ERIC-Aktivitäten Zeit brauchen, sich zu manifestieren und sichtbar zu werden und zweitens der Aufwand der Datenerhebung adäquat sein sollte. In der Diskussion der möglichen Wirkungen wurde denn auch deutlich, dass die wissenschaftliche Wirkung oft klar ist, jedoch andere Dimensionen der Wirkung wie beispielsweise der Kommunikation weniger offensichtlich und deshalb schwieriger messbar sind. Im Hinblick auf das zukünftige Impact Assessment der Schweizer Beteiligungen an ERICs diskutierten und konkretisierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zunächst nochmals die Ziele, die mit einer Schweizer Beteiligung erreicht werden wollen. Diese bilden die Grundlage eines Wirkungsmodells, das dazu dient, zu einem späteren Zeitpunkt eine entsprechende Wirkung zu überprüfen. Die Ziele können für die Berichterstattung genutzt werden, um eine gewünschte Wirkung im Blick zu halten bzw. zu befördern. 

Gemeinsames Verständnis für Leistung und Wirkung

Ziel des Symposium 2024 war es, innerhalb der Schweizer ERIC-Community ein gemeinsames Verständnis für die Leistungen und Wirkungen der Schweizer Beteiligung an den Forschungsinfrastruktur-Netzwerken zu entwickeln. Die Ergebnisse der Diskussionen dienen dazu, eine möglichst schlanke jährliche Berichterstattung und Leistungsüberprüfung der Schweizer Knotenpunkte aufzubauen. Auf dieser Basis gestalten alle Involvierten die Schweizer ERIC-Politik gemeinsam und nachhaltig.

Performance Monitoring und Impact Assessment

Performance Monitoring (Leistungsüberwachung) bezieht sich auf die kontinuierliche Messung der Effizienz und Effektivität von Aktivitäten und Prozessen anhand von festgelegten Leitungskennzahlen. Im Gegensatz dazu konzentriert sich das Impact Assessment (Wirksamkeitsüberprüfung) auf die Messung von langfristigen Wirkungen oder Effekten, die durch die geleisteten Aktivitäten und Prozesse in einem eher weiten Kontext erzielt werden. Dabei werden etwa soziale, wirtschaftliche und/oder ökologische Wirkungen fokussiert.


Kontakt
Lea Bühlmann, SBFI Wissenschaftliche Beraterin, Ressort Nationale Forschung lea.buehlmann@sbfi.admin.ch +41 58 465 64 45
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Lea Bühlmann