Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit in der Bildung
Will die Schweiz international wettbewerbsfähig und innovativ agieren, braucht sie exzellente Bildung und Forschung. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Mobilität der weltweit besten Studierenden und Forschenden leistet dazu einen wesentlichen Beitrag.
Die Förderung von Austausch und Mobilität in der Bildung im Rahmen der EU-Bildungsprogramme beziehungsweise dem Schweizer Programm zu Erasmus+ hat eine lange Tradition. In Ergänzung dazu fördert das SBFI zusätzlich Projekte und Aktivitäten in der internationalen Bildungszusammenarbeit. So ist die Förderung junger Talente und des wissenschaftlichen Nachwuchses nach dem Kriterium der Exzellenz eines der Anliegen des Bundes im Bereich Bildung, Forschung und Innovation. Sie stimuliert unter anderem Innovationskraft und Kreativität. Es geht um den gezielten Aufbau und die Weiterverbreitung von Fachwissen durch das Mitwirken in Expertennetzwerken mit einem besonderen Augenmerk auf unzureichend genutzte wissenschaftliche Potenziale. Zielgruppen der Bundesunterstützung sind verschiedene Organisationen und Institutionen mit Aktivitäten in Bildung und Forschung.
Talentförderung
Subsidiär finanziert das SBFI beispielsweise die Wissenschaftsolympiaden, die Stiftung Schweizer Jugend forscht sowie die Schweizerische Studienstiftung, die sich gemeinsam für die Talentförderung ab Primar- bis auf Tertiärstufe engagieren. Die frühe Förderung ist von bildungspolitischer Relevanz, um fachspezifische Interessen wie beispielsweise für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bereits im Schulalter zu wecken. Im Gefolge dieser Nachwuchsförderung stellen Jugendliche und junge Erwachsene an internationalen Wettbewerben in zahlreichen Fachrichtungen ihr Talent erfolgreich unter Beweis. Sie sind somit gleichsam Botschafterinnen und Botschafter für den BFI-Standort Schweiz im Ausland.
Transdisziplinäre Förderung wissenschaftlicher Exzellenz
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung werden Institutionen immer wichtiger, die es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlauben, sich international fächerübergreifend auszutauschen. Institutes for Advanced Study (IAS) spielen hierbei eine Schlüsselrolle.
Vom Bund unterstützt wird unter anderem das 1980 gegründete Wissenschaftskolleg zu Berlin (WIKO). Pro Jahr selektiert es 45 Forschende aus aller Welt nach dem Kriterium der Exzellenz und bietet ihnen Raum für transdisziplinären Austausch. Sie verfolgen während rund zehn Monaten ein Projekt ihrer Wahl, mehrheitlich in den Bereichen Geistes-, Sozial und Naturwissenschaften. Es gibt jedoch auch Komponisten, Schriftsteller, Journalisten, Regisseure und Diplomaten beiderlei Geschlechts, die diesen transdisziplinären Austausch zusätzlich bereichern.
Das WIKO ist eng vernetzt mit dem 1994 gegründeten New Europe College (NEC) in Bukarest und dem 2000 gegründeten Center for Advance Study (CAS) in Sofia. Das SBFI unterstützt das NEC und das CAS jedoch nicht direkt, sondern in Kooperation mit dem Center for Governance und Kultur in Europa der Universität St. Gallen (GCE-HSG). Das Netzwerk dieser drei Institute konzentriert deren Forschung in Geistes- und Sozialwissenschaften unter anderem auf die Schwarzmeerregion. Ziele der Bundesunterstützung sind der Aufbau und die Konsolidierung der Schweizer Expertise im Bereich Osteuropawissenschaften. Somit schenkt das SBFI besondere Aufmerksamkeit der Herstellung und der Vertiefung von Kontakten zu Ländern, die über ein vielversprechendes wissenschaftliches Potenzial verfügen, welches von der Schweiz bis anhin kaum oder nur ansatzweise genutzt worden ist.
Ein weiteres IAS, welches vom Bund zur Vernetzung der Schweizer Hochschulen mit entsprechenden Instituten im Ausland unterstützt wird, ist das Institut d’Etudes Avancées in Nantes. Es kooperiert mit der Universität Freiburg.
Zusammenarbeit mit Kompetenzzentren im Ausland
Nebst dem GCE-HSG profitieren von Bundesmitteln weitere Kompetenzzentren an Schweizer Hochschulen im Bereich Osteuropa-wissenschaften von diesem transversalen Schwerpunkt im Bereich der internationalen Bildungszusammenarbeit. So wird auch das Departement Geschichte an der Universität Basel im Rahmen der Initiative «Ukrainian Research in Switzerland» oder das Center for Eastern European Studies an der Universität Zürich für entsprechende internationale Kooperationen unterstützt, womit sie einen Beitrag zum Aufbau von Osteuropa-Expertise in der Schweiz leisten.
Ferner wird die Kooperation zwischen dem Europainstitut an der Universität Zürich mit entsprechenden Hochschulinstituten in Osteuropa sowie der USA betreffend internationales und europäisches Recht oder diejenige zwischen der Universität Neuenburg mit dem Centre international de Mathématiques Pures (CIMPA) in Nizza gefördert. Das CIMPA konzentriert sich auf das Fach Mathematik, wobei talentierte Teilnehmende aus Ländern des globalen Südens besonders berücksichtigt werden und somit die Schweiz entsprechend vernetzt wird.
Schliesslich unterstützt das SBFI die Kooperation zwischen der Pädagogischen Hochschule Luzern mit der Holocaust-Forschungs- und Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und leistet somit einen Beitrag zum Bereich der Erinnerungskulturen und der Geschichtsdidaktik. Es geht darum, angehende Lehrpersonen mittels Studienaufenthalten, internationaler Vernetzung und internationaler vergleichender Bildungsforschung entsprechend zu sensibilisieren.
Darüber hinaus finanziert das SBFI Stipendien an den europäischen Hochschulinstituten Collège d’Europe in Brügge/Natolin und Europäisches Hochschulinstitut (EUI) in Florenz. Ausgewählt werden mehrheitlich besonders talentierte Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus der Schweiz. Im selben Kontext erfolgt die Finanzierung des Schweizer Lehrstuhls für Föderalismus, Demokratie und internationale Gouvernanz am EUI. Diese Förderinstrumenten tragen nachhaltig zum Nachwuchs für Wissenschaft und Wirtschaft bei.
Fachspezifische Veranstaltungen und Workshops
Weitere Projekte und Aktivitäten der internationalen Zusammenarbeit in der Bildung tragen unter anderem zur Bearbeitung von transversalen Themen bei. So beteiligt sich das SBFI an der Finanzierung von internationalen Workshops, Veranstaltungen, Netzwerken und weiteren Aktivitäten des grenzüberschreitenden Austausches betreffend Bildung für nachhaltige Entwicklung, Chancengerechtigkeit, Forstwissenschaften, Kinderrechte, Altertumswissenschaften, Erwachsenenbildung, Ethik oder Schauspiel. Zu letzterwähntem Thema finden regelmässig Treffen der deutschsprachigen Hochschulen für Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz statt, welche von der Hochschule der Künste in Bern organisiert werden.
Die Zusammenarbeit dieser drei Länder kommt ebenfalls bei der internationalen Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer (IDT) zum Tragen. Die IDT ist das grösste Forum des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache weltweit. Dieses Jahr galt das Motto «mit.sprache.teil.haben». Die Tagung fand bereits zum 17. Mal statt und wurde in Wien ausgerichtet. Rund 2700 Personen nahmen teil und tauschten sich vor Ort und auch digital aus zu Weiterbildung, Vermittlung zwischen Theorie und Praxis sowie der fachlichen und politischen Positionierung von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
Breite Palette an Kooperationsformen – konkrete Schwerpunkte
Die internationale Zusammenarbeit in der Bildung wird immer wichtiger. Deshalb ist es ein Anliegen des Bundes, mit der Förderung konkreter Projekte und Aktivitäten klare Schwerpunkte zu setzen und gleichzeitig die Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bildung laufend zu evaluieren. Aktuell stehen im Fokus die Talentförderung mit dem Ziel, diese auf internationaler Ebene sichtbar zu machen, die transdisziplinäre Förderung wissenschaftlicher Exzellenz sowie die Zusammenarbeit mit Kompetenzzentren im Ausland. Inhaltliche Schwerpunkte sind die Osteuropawissenschaften sowie die transversalen Themen Chancengerechtigkeit und Nachhaltige Entwicklung. Entsprechende Vorhaben können gefördert werden, wenn sie bildungspolitisch einen Mehrwert generieren.