Mehrwert für die Schweiz und Japan schaffen

Japan ist für die Schweiz ein wichtiges Land der bilateralen Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Innovation. Im September hat das Swissnex Netzwerk in Osaka seinen sechsten Hauptstandort eröffnet. Ein Gespräch mit Felix Moesner, Leiter von Swissnex in Japan.

16.10.2023
Autor/in: Simone Keller

Mit Japan verfügt das Swissnex Netzwerk seit Ende September über einen sechsten Hauptstandort. Warum gerade Japan, warum gerade Osaka in der Region Kansai?

Japan, die weltweit zweitgrösste, gleichgesinnte Wirtschaftssupermacht, ist seit Jahrzehnten ein hervorragender Partner der Schweiz für Wirtschafts- und Forschungszusammenarbeit. Beide Länder sind wettbewerbsfähig und innovativ und sie teilen ähnliche Werte: Demokratie, Vertrauen, hohe Qualität, Risikovermeidung, starke Forschung und langfristige Beziehungen. Diese Zusammenarbeit wird durch den neuen Standort von Swissnex weiter gestärkt.

In Kansai mit seinen 21 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es den weltschnellsten Supercomputer Fugaku sowie zahlreiche Spitzenuniversitäten, wobei letztere schon heute über 20 Kooperationsvereinbarungen mit Schweizer Universitäten abgeschlossen haben. Zudem haben diverse innovationsorientierte Unternehmen wie Panasonic oder Nintendo ihren Hauptsitz in der Kansai-Region.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial für die schweizerisch-japanische Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Innovation?

Japan ist eines der acht Schwerpunktländer der Schweizer Aussenpolitik und ein hervorragender Partner für die bilaterale Forschungszusammenarbeit. 2007 haben die Schweiz und Japan ein Abkommen über die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie unterzeichnet, welches erst kürzlich um eine gemeinsame Absichtserklärung erweitert wurde. Diese soll dafür sorgen, dass die Schweiz und Japan in strategischen Gebieten wie etwa Quantentechnologie, künstliche Intelligenz oder Robotik vermehrt auf «systemischer» Ebene kooperieren. Japans hohes Technologieverständnis und seine Qualitätsansprüche kommen auch Start-ups zugute; 53 Schweizer Start-ups haben wir 2022 als Swissnex in Japan beraten. Und die Plätze für das Internationalisierungscamp 2023, welches wir zusammen mit Innosuisse durchführen, waren im Nu vergeben.

Welche Besonderheiten der japanischen Kultur müssen die Schweizer Partner kennen?

Japan und die Schweiz teilen ähnliche Werte, haben aber zentrale Unterschiede bei Kultur, Politik und Sprache. Einige Aspekte von Interesse sind die weitsichtige Forschungsförderung mit 5-Jahresplänen, eine dynamische Innovationskultur zwischen Tradition und moderner Technologie und die Sprachbarriere – aber keine Angst, japanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfügen über gute Englischkenntnisse.

Welche thematischen Schwerpunkte setzen Sie bei Swissnex in Japan?

Bei der Herangehensweise an so manche gesellschaftliche Herausforderungen, die vor Landesgrenzen keinen Halt machen, steht Japan an vorderster Front. Besonders die Themen Nachhaltigkeit und Überalterung, aber auch Förderung von Start-ups stehen im Vordergrund. Von den Lösungsansätzen, die in Japan gefunden werden, kann die Schweiz profitieren und ihre eigenen Antworten auf diese Fragen finden.

Die sechs Hauptstandorte von Swissnex stellen die Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten und ordnen diese ihren eigenen thematischen Schwerpunkten zu. Unsere Ziele in Japan sind Nummer 3 (Gesundheit und Wohlergehen), Nummer 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und Nummer 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden).

Porträt eines Mannes mit Brillen

Felix Moesner hat an der ETH Zürich Elektrotechnik studiert, am Institut für Robotik in Zusammenarbeit mit der Tokio Universität promoviert und mit einem MBA am MIT abgeschlossen. Nach seiner Zeit als Postdoc an der ETH wechselte er in die Industrie, wo er zum Schluss die IT-Abteilung einer Schweizer Grossbank in Tokio leitete. 2003 wurde er Science & Technology Counselor bei der Schweizer Botschaft in Tokio, wo er unter anderem half, das schweizerisch-japanische Abkommen über die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie (2007 unterzeichnet) zu realisieren sowie das Wissenschaftsbüro und  verschiedene akademische Netzwerke aufbaute. Vor seinem Wechsel nach Japan leitete er Swissnex  in China (2017–2021) und Swissnex in Boston (2012–2017).

Wie helfen Ihnen die früheren Erfahrungen als Leiter von Swissnex in China und Swissnex in Boston bei der aktuellen Tätigkeit?

Meine Erfahrungen aus Shanghai, Boston und auch Tokio haben massgeblich dazu beigetragen, dass ich in Japan keinen «Kaltstart» hatte. Mein primäres Ziel ist es, die Sichtbarkeit schweizerischer Bildungs- und Forschungseinrichtungen zu erhöhen, Forschende, Start-ups und Institutionen zu vernetzen und Trends im BFI-Bereich aufzuzeigen. Ein Vorteil war natürlich, das Wesen und die Abläufe von Swissnex bereits zu kennen, um in Osaka den passenden Standort zu finden, das Innenleben von Swissnex zu gestalten, das Team mit den richtigen Fähigkeiten zu rekrutieren und ein Netzwerk aufzubauen. Diese Anfangsphase war für mich sehr faszinierend und lehrreich.

Sie haben die letzten Monate intensiv auf die Eröffnung hingearbeitet. Wie war das?

Das gesamte Team hat hart gearbeitet um sicherzustellen, dass die Eröffnung planmässig klappt. Dabei gab es auch Unwägbarkeiten zu überwinden: so endeten die Bauarbeiten erst kurz vor den Feierlichkeiten, was für uns eine Herausforderung war. Schlussendlich hat aber alles hervorragend funktioniert.

Für die Eröffnung wählten wir das Thema «Breakthrough Trends in Sustainability» und zeigten herausragende BFI-Leistungen auf. Staatssekretärin Martina Hirayama, ihre Delegation und neun Start-ups betonten dies trefflich. Ein Highlight war zudem die Unterzeichnung der wissenschaftlichen Absichtserklärung Schweiz-Japan in Anwesenheit von Ministern, dem Gouverneur Osakas sowie hochrangigen Gästen und Medien. Das Science & Technology in Society Forum in Kyoto mit etlichen Schweizer BFI-Vertreterinnen und -Vertretern maximierte die Eröffnungswirkung und machte Swissnex als erstes Wissenschaftskonsulat Japans bekannt.

2025 findet in Osaka die Weltausstellung statt. Wie wird Swissnex dort präsent sein? 

Unser verstärktes Engagement in Japan hängt natürlich auch mit der Expo 2025 in Osaka zusammen. Das Thema der Weltausstellung lautet: «Designing future society for our lives». Zusammen mit Präsenz Schweiz planen wir einen Auftritt innerhalb des Schweizer Pavillons. Dies bietet Schweizer BFIAkteuren eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre innovativen Projekte für eine nachhaltige Zukunft einem sehr breiten Publikum mitsamt hochrangigen Vertretern und Vertreterinnen bekannt zu machen. Die an der Expo behandelten Themen wie «Life - Lebenswissenschaften, Gesundheit und Ernährung», «Planet - Umwelt, Nachhaltigkeit, Klima und Energie» und «Augmented Human - Robotik und künstliche Intelligenz» passen gut zu unseren inhaltlichen Schwerpunkten.

Swissnex Netzwerk

Swissnex ist das weltweite Netzwerk der Schweiz für Bildung, Forschung und Innovation. Es unterstützt seine Partner bei der internationalen Vernetzung und ihrem Engagement im Austausch von Wissen, Ideen und Talenten. Es stärkt dadurch die Ausstrahlung der Schweiz als Innovations-Hotspot.


Kontakt
Felix Moesner, Swissnex Leiter Swissnex in Japan felix.moesner@swissnex.org
Autor/in
Simone Keller

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