Massnahmenpaket zur Stärkung der höheren Fachschulen gutgeheissen
Die Teilnehmenden des Spitzentreffens der Berufsbildung haben Mitte November 2022 den Bericht über die Arbeiten im Rahmen des Projekts «Positionierung Höhere Fachschulen» zur Kenntnis genommen und ein systemkonformes Massnahmenpaket gutgeheissen. Das SBFI führt die Umsetzung der Massnahmen zusammen mit den Verbundpartnern zügig weiter.
Seinen Anfang nahm das Projekt 2018 mit zwei politischen Vorstössen und den Forderungen nach einer ganzheitlichen Überprüfung der aktuellen nationalen und internationalen Positionierung der höheren Fachschulen (HF) sowie deren Bildungsgänge. Ausgehend von diesen Forderungen hat das SBFI 2019 die Arbeiten lanciert. Dazu hat es in einem ersten Schritt eine Studie zum Handlungsbedarf bei der Positionierung der höheren Fachschulen aus Sicht der betroffenen Akteure in Auftrag gegeben. Basierend auf der 2020 publizierten Studie von econcept AG, hat das SBFI 2021 weitere Analysen vorgenommen und die Ergebnisse in einem Zwischenbericht festgehalten.
Breitabgestützte Diskussionen mit den betroffenen Akteuren
Nach den Grundlagenarbeiten im Rahmen von Analysen, Expertengesprächen und Diskussionen mit verschiedenen Akteuren war ein breit abgestützter Dialog mit den Partnern der Berufsbildung unerlässlich. Obschon die noch offenen Fragen primär die höhere Berufsbildung betreffen, wurden auch die Hochschulen in die Diskussionen eingebunden. Dies ermöglichte es unter anderem, Fragen zu den Schnittstellen zu klären.
Das SBFI führte 2022 drei Arbeitstagungen mit den verschiedenen Akteuren (Organisationen der Arbeitswelt, Kantone, höhere Fachschulen und Hochschulen) durch. Grundlage dazu waren der Zwischenbericht 2021 sowie neue Ergebnisse der Analysen in den Bereichen Profil, Finanzierung und Governance. An den Arbeitstagungen ging es darum, gemeinsam Grundsatzfragen zur Positionierung der HF innerhalb der Tertiärstufe zu diskutieren, die verschiedenen Haltungen der Akteure auszuloten, Gemeinsamkeiten zu finden, Differenzen zu benennen und daraus abgeleitet Massnahmen zu konkretisieren. Dabei galten die als Zielbild formulierten Prämissen des Systems der höheren Fachschulen sowie die gemeinsamen bildungspolitischen Ziele von Bund und Kantonen als Orientierungsrahmen.
Bericht löst politische Aufträge ein
Mit den breit abgestützten Arbeiten ist der politische Auftrag der ganzheitlichen Überprüfung der aktuellen Positionierung der HF und ihrer Abschlüsse erfüllt. Zudem liegt ein Gesamtpaket an systemkonformen Massnahmen zur besseren Positionierung der höheren Fachschulen vor, welches nun weiterverfolgt und konkretisiert wird.
Die Überprüfung hat gezeigt, dass die HF und ihre Abschlüsse ein gut funktionierendes Bildungsgefäss sind. Dabei spielt insbesondere das für die höhere Berufsbildung charakteristische Merkmal der unmittelbaren Arbeitsmarktorientierung eine zentrale Rolle. Diese bringt für die Absolvierenden bezüglich Arbeitsmarktintegration sowie für die Wirtschaft bezüglich Rekrutierung von kompetenten Fach- und Führungskräften grosse Vorteile mit sich. Bezüglich Sichtbarkeit, Bekanntheit und Ansehen in Gesellschaft und Wirtschaft besteht hingegen Verbesserungspotenzial, auch mit Blick auf die Bildungsentscheide der Jugendlichen (Sekundarstufe I) für die Berufsbildung. Jedoch dürfen künftige Massnahmen die Eigenheiten der Berufsbildung nicht negativ beeinflussen. Die arbeitsmarktorientierte, duale Berufsbildung ist einer der Erfolgsfaktoren für eine starke Schweizer Wirtschaft.
Weiteres Vorgehen 2023
Das SBFI hat die Umsetzung der Massnahmen aufgenommen. Diese sollen zügig konkretisiert werden und bereits im Sommer 2023 für die Entscheidfindung vorliegen. Die anschliessende Umsetzung erfolgt unter Berücksichtigung der gesetzlichen Zuständigkeiten und entlang der politischen Entscheidprozesse. Je nach Massnahme ist eine Gesetzesanpassung notwendig (z.B. Bezeichnungsschutz, ergänzende Titel) mit dem entsprechenden Zeitbedarf über das Jahr 2023 hinaus.
Das SBFI steuert den Gesamtprozess auch weiterhin in enger Abstimmung mit der Tripartiten Berufsbildungskonferenz. Ihre Mitglieder wirken als Vertreter der Verbundpartner bei den Umsetzungsarbeiten mit. Dazu gehören insbesondere die Entwicklung und Prüfung von Varianten und die Sicherstellung des Informationsflusses zu den durch sie vertretenen Organisationen. Der Einbezug der weiteren Akteure ist ebenfalls sichergestellt. Zum einen erfolgt dieser durch das neu geschaffene Dialogforum «Höhere Fachschule», welches am 5. April 2023 zum ersten Mal durchgeführt wird, gefolgt von einer Konsultation der Ergebnisse zur Umsetzung der Massnahmen. Zum andern können Akteure über Ad-hoc-Gefässe bei konkreten Fragestellungen direkt in die Umsetzungsarbeiten einbezogen werden.
Systemkonformes Gesamtpaket für eine starke höhere Berufsbildung
Institutionen stärken
Gesetzliche Verankerung eines Bezeichnungsrechts für eine bessere Visibilität und Schutz der höheren Fachschulen als Institution ohne Paradigmenwechsel. Nur wer einen anerkannten Bildungsgang HF anbietet, kann sich künftig «Höhere Fachschule» nennen. Die Bildungsgänge bleiben im Vordergrund. Eine Verknüpfung mit weiteren institutionellen Kriterien wird geprüft. Von einer institutionellen Akkreditierung und einer Erhöhung der Autonomie der Institutionen wird hingegen klar abgesehen.
Prüfung von ergänzenden neuen Titeln
Diese sollen Signalwirkung haben für die Tertiarität der Abschlüsse der höheren Berufsbildung zur Stärkung der Abschlüsse ohne Akademisierung (Professional Bachelor).
Stärkere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der höheren Berufsbildung und der Hochschulen
Neben der Erhöhung der Transparenz bei der Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgefässen soll auch die Komplementarität der Angebote verbessert werden.
Optimierung der Rahmenbedingungen für die Studierenden und die HF als Institution
Im Vordergrund steht die Überprüfung der heutigen öffentlichen Finanzierung mit Fokus auf die Optimierung der bestehenden Finanzierung. Neben der Art der Finanzierung wird mittels einer Folgeabschätzung auch eine Erhöhung der öffentlichen Beiträge zur Senkung der Studiengebühren geprüft. Im Bereich der Governance werden die Bildungsanbieter durch die Neukonzeption eines jährlich stattfindenden Dialogforums für die Akteure der höheren Berufsbildung mit Fokus auf die HF stärker einbezogen.
Umsetzung von Kommunikations- und Marketingmassnahmen auf verschiedenen Ebenen
Begleitende Kommunikations- und Marketingmassnahmen sollen die Sichtbarkeit und Bekanntheit der Abschlüsse der höheren Berufsbildung als Teil der Tertiärstufe in Gesellschaft und Wirtschaft hervorheben. Hierbei sind alle Akteure der Berufsbildung in der Pflicht.