Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Südasien in den Bereichen Forschung und Innovation

Seit 2017 stärkt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag des Bundes die Forschungs- und Innovationszusammenarbeit mit Partnern in Südasien. Im Interview spricht Amanda Strub über die Schwerpunkte und Projekte des Leading Houses.

07.08.2025
Autor/in: Mira Stocker
Fünf Teilnehmende des AIT India
Teilnehmende des AIT India beim Besuch des Biopôle Lausanne im Februar 2025. Bild: Amanda Strub

Welche Prioritäten setzt das Leading House für die Mandatsperiode 2025–2028? 

In der neuen Mandatsperiode möchten wir das Academia Industry Training (AIT) ausbauen. Es hat sich gezeigt, dass dieses Instrument von grossem Nutzen ist, wenn es darum geht, junge Sciencepreneure in ihrer Internationalisierung zu unterstützen. Die Implementierung des Programms in einem weiteren Partnerland wird dessen Wirkung zusätzlich verstärken. Zudem können wir auf den Erfahrungen aufbauen, die wir mit dem AIT India seit über einem Jahrzehnt sammeln. 

Es ist auch wichtig, agil zu bleiben und auf die Entwicklung der Bedürfnisse der Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft zu reagieren. Dies tun wir, indem wir die Synergien zwischen den Leading Houses nutzen, bestehende Instrumente laufend verbessern und neue Instrumente und Projekte einführen. 

Darüber hinaus liegt unser Fokus auf der Stärkung und dem Ausbau unseres Netzwerks in allen neun Partnerländern. Durch die Sichtbarmachung unserer Aktivitäten und die Pflege persönlicher Kontakte legen wir eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. 

Porträt einer Frau

Als Leiterin des Leading House South Asia ist Amanda Strub für die Entwicklung und Umsetzung von Förderprogrammen verantwortlich, die es Forschenden und Innovatoren in der Schweiz ermöglichen, gemeinsam mit Partnern in Südasien Projekte zu realisieren. Ihre Arbeit schlägt Brücken zwischen Disziplinen und Kulturen. Bild: Ricardo Farino Mora  

Wie geht das Leading House South Asia bei der Suche und Auswahl von Partnern in seiner Schwerpunktregion vor? 

Meiner Meinung nach ist das persönliche Engagement der Schlüssel zum Erfolg. Partnerschaften kann man nur mit einem regelmässigen persönlichen Austausch aufbauen und pflegen. 

Dazu nehmen wir an Anlässen vor Ort und online teil, etwa an von der Asia Society oder dem Netzwerk Knowledge2Action organisierten Events, an themenbezogenen Konferenzen oder Veranstaltungen wie dem AI+X Summit im letzten Jahr in Oerlikon oder dem Bengaluru Tech Summit. Diese Teilnahmen sind sehr wichtig, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen sowie um mehr über neue Chancen und Trends zu erfahren. 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort? 

Wir arbeiten sehr eng mit Swissnex in Indien und den Schweizer Botschaften in den Partnerländern zusammen. Diese Stellen bieten uns wichtige Unterstützung: Sie öffnen Türen, helfen uns dabei, uns im lokalen Ökosystem zurechtzufinden und ermöglichen uns Kontakte zu wichtigen Institutionen und Stakeholdern. 

So entwickeln wir derzeit in Nepal zusammen mit der Schweizer Botschaft ein Programm, das über individuelle Forschungsprojekte hinausgeht. Die Botschaft stellt sicher, dass die lokalen Bedürfnisse berücksichtigt werden, und übernimmt die Leitung für die nepalesische Seite. Das Leading House stellt seinerseits sicher, dass das Programm so gestaltet wird, dass die Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft den grösstmöglichen Nutzen daraus zieht. Es bietet den Schweizer und den nepalesischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Schweiz ein einmaliges, auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Programm. 

Obwohl wir die Finanzierung erleichtern und Schweizer Forschende und Sciencepreneure unterstützen, sind wir keine Vermittler. Es liegt in der Verantwortung der Forschenden, ihre Partnerschaften aufzubauen. Oft haben sie bereits lokale Kontakte oder knüpfen diese über ihre eigenen Netzwerke. 

Welche Instrumente haben sich zur Förderung der Zusammenarbeit mit Südasien bewährt? 

Es ist die Kombination verschiedener Instrumente, die es uns ermöglicht, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft einzugehen. Einerseits bieten wir den Connect and Collaborate Grant an. Dieser unterstützt in der Schweiz ansässige Forschende bei der Organisation einer Konferenz, eines Workshops, einer Lehrtätigkeit oder Ähnlichem. Dieses Instrument ist wichtig, um Forschende aus verschiedenen Fachgebieten zusammenzubringen. 

Darüber hinaus gibt es den Research Partnership Grant, der Kooperationsprojekte zwischen Forschenden aus der Schweiz und aus Partnerländern über einen Zeitraum von zwölf Monaten unterstützt. Er bietet die Möglichkeit, ein gemeinsames Forschungsprojekt zu etablieren, sich mit kulturellen Unterschieden vertraut zu machen und Erfahrungen mit grenzüberschreitender Forschung zu sammeln. Dieses Instrument hat sich als wirksamer Anschub für grössere Forschungsprojekte erwiesen und fördert die Beziehungen zwischen Forschenden aus der Schweiz und Südasien. 

Und schliesslich ist da noch das Academia Industry Training (AIT) India. Es bietet Sciencepreneuren aus der Schweiz und aus Indien die einmalige Chance, mit ihren Early-Stage-Start-ups in das indische bzw. schweizerische Innovationssystem einzutauchen. In diesem bilateralen Programm können sie ihre Ideen testen, Kontakte knüpfen und von den Erfahrungen von Expertinnen und Experten sowie von anderen Sciencepreneuren lernen. In den letzten zehn Jahren haben mehr als 100 Start-ups von AIT India profitiert, und viele von ihnen konnten so ihre ersten internationalen Erfahrungen sammeln. 

Gruppenfoto
Auf der grossen Bühne: Bangalore Tech Summit mit AIT India im November 2025. Bild: Amanda Strub
Ein Raum voller sitzender Personen
Full House bei Swissnex in Bangalore. Bild: Amanda Strub
Eine Person steht auf einer Bühne und hält eine Präsentation
Präsentation der Leading Houses an der Abschlussveranstaltung des AIT India im Start-up Space in Schlieren (Februar 2025). Bild: Venturelab
Gruppenfoto
Academia-Industry Training (AIT) India 2025, Treffen mit Kiran Mazumdar-Shaw, indischer Pionierunternehmer und Verwaltungsratspräsident von Biocon Limited, einem führenden Biopharma-Unternehmen aus Bengaluru.

Wie arbeitet das Leading House mit den anderen Schweizer Hochschulen und den restlichen BFI-Stakeholdern zusammen, um seine Ziele zu erreichen? 

Man kann sagen, dass die Zusammenarbeit in der DNA des Leading Houses verankert ist. Wir pflegen den regelmässigen Erfahrungsaustausch mit den anderen Leading Houses sowie mit Partnern wie dem Schweizerischen Nationalfonds, REPIC (Förderung der erneuerbaren Energien, der Energie- und Ressourceneffizienz in Entwicklungs- und Transitionsländern), der Swiss Alliance for Global Research Partnerships (SCNAT) und Switzerland Global Enterprise (S-GE). So können wir voneinander lernen und unsere Tätigkeiten auf unser gemeinsames Ziel ausrichten: Ein starkes Ökosystem für die Schweizer Forschung. 

«Wir leisten mit wenig Subventionen Grosses und sorgen dafür, dass aus Forscherdrang und Vernetzung eine langfristige Zusammenarbeit entsteht.»

Amanda Strub, ZHAW

Welches war ein einschneidendes oder herausforderndes Projekt, an dem das Leading House beteiligt war, und warum?

Eines unserer ambitioniertesten, aber auch anspruchsvollsten Projekte war die geplante Erkundungsmission in Pakistan. Die Vorbereitung einer solchen Mission erfordert eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Stakeholdern sowie eine sorgfältige Analyse der Sicherheitslage. Trotz der umfassenden Vorbereitung mussten wir das Projekt aufgrund der Lage vor Ort in letzter Minute absagen. Dies zeigt, welche Risiken die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bergen kann und wie wichtig es ist, mit Veränderungen umgehen zu können. Auch wenn wir das Projekt letzten Endes nicht durchführen konnten, sind aus den bis dahin geführten Gesprächen Ideen für andere Projekte hervorgegangen, die zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit geführt haben. Daran sehen wir, dass gute Beziehungen auch dann nützlich sind, wenn nicht alles wie geplant läuft.

Wie trägt das Leading House MENA durch seine Aktivitäten zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und anderen Ländern bei?

Die Leading Houses füllen eine grosse Lücke in der Schweizer Forschungsförderung. Wir helfen bei den ersten Schritten – Kontaktaufnahmen, Experimente und Pilotversuche – die die gesamte restliche Forschungsarbeit erst ermöglichen. Wir unterstützen Schweizer Forschende und Sciencepreneure dabei, neue Länder zu erkunden, neue Partnerschaften aufzubauen und Ideen in neuen Märkten zu testen. Sei es eine Klimaforscherin, die mit einem Experten des öffentlichen Gesundheitswesens in Nepal zusammenarbeitet oder ein Start-up, das mehr über eine internationale Expansion erfahren will: Wir schaffen die Grundlagen, damit bedeutende Forschungsprojekte in Angriff genommen und erfolgreich durchgeführt werden können

Leading-House-Modell

Die Leading Houses gehören zu den Instrumenten der bilateralen Kooperationsprogramme, die der Bund 2008 ins Leben gerufen hat. Sie zielen darauf ab, die Zusammenarbeit mit nichteuropäischen Partnerländern in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation auszubauen. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) mandatiert ausgewählte Schweizer Hochschulen mit der Förderung der Forschungs- und Innovationszusammenarbeit mit Regionen mit hohem wissenschaftlichem Potenzial. Zu diesem Zweck entwickeln die Leading Houses Kooperationsinstrumente, die den Interessen der Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft entsprechen. Die Leading Houses vertreten zudem die Interessen der Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft gegenüber potenziellen ausländischen Partnern und vermitteln Kontakte und Wissen über die Region. 


Kontakt
Catherine von Wyl, SBFI Bilaterale Beziehungen catherine.vonwyl@sbfi.admin.ch +41 58 462 53 26
Leading House South Asia, ZHAW leadinghouse@zhaw.ch
Autor/in
Mira Stocker