Bildung, Forschung und Innovation als Motor für nachhaltige Entwicklung

In der Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik gibt es Herausforderungen, die über alle Bereiche hinweg von grosser Bedeutung sind. Eine davon ist die nachhaltige Entwicklung. Ein kurzer Überblick über die entsprechenden Aktivitäten.

10.05.2024
Autor/in: Larissa Erdmann
Faltbare Solarpanele vor dem Hintergrund verschneiter Alpen und eines blauen Himmels an einem sonnigen Tag.
Solarfaltdach auf einer Kläranlage im Glarnerland. Bild: Oliver Oettli

Die nachhaltige Entwicklung und deren Förderung hat einen hohen Stellenwert in der Schweiz. Der Bundesrat definiert sein Verständnis von nachhaltiger Entwicklung folgendermassen: Sie ermöglicht die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen und stellt eine gute Lebensqualität sicher, überall auf der Welt sowohl heute wie auch in Zukunft. Sie berücksichtigt die drei Dimensionen ökologische Verantwortung, gesellschaftliche Solidarität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gleichwertig und ausgewogen. 

Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UNO) hat sich die Schweiz 2015 bereit erklärt, die 17 Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und national und international einen Beitrag zu deren Umsetzung zu leisten. Der Bundesrat 2021 hat dazu die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 (SNE 2030) verabschiedet. Darin legt er die Schwerpunkte für die Umsetzung der Agenda 2030 in der Schweiz fest. 

Bildung, Forschung und Innovation spielen dabei als Treiber für die nachhaltige Entwicklung eine entscheidende Rolle. Die entsprechende Förderpolitik des Bundes im Bereich Bildung, Forschung und Innovation (BFI) verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Zum einen soll die nachhaltige Entwicklung als solche gestärkt werden und einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 leisten. Zum andern gilt es, sie als Chance und Wett­bewerbsvorteil für den BFI-Standort Schweiz zu nutzen. 

Die nachhaltige Entwicklung ist eines von vier transversalen Themen, die über alle BFI-Förderbereiche hinweg relevant sind (vgl. Infobox unten). So bildet die nachhaltige Entwicklung Gegenstand der strategischen Mehrjahresplanungen der Akteure (Akademien der Wissenschaften Schweiz, EHB, ETH-Rat, Innosuisse, SNF, swissuniversities). 

Die BFI-Akteure setzen zahlreiche Aktivitäten im Bereich nachhaltige Entwicklung um. Im Folgenden werden einige Aktivitäten aufgeführt.

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Forschung und Innovation:

Nationale Forschungsprogramme

Über die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) fördert der Schweizerische Nationalfonds Forschungsprojekte im Bereich nachhaltige Entwicklung. So wurde beispielsweise im Jahr 2023 das NFP 82 zum Thema «Biodiversität und Ökosystemleistungen» gestartet.

Eine Honigbiene sitzt auf einer gelben Blüte.
Der Schweizerische Nationalfonds fördert Forschungsprojekte im Bereich nachhaltige Entwicklung, beispielsweise zu Biodiversität. Bild: Pixabay

Akademien der Wissenschaften Schweiz

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz werden in der Periode 2025–2028 die Erarbeitung von Grundlagen zu den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Themenbereichen wie KlimaEnergieBiodiversität oder Nord/Süd weiterführen. 

Innosuisse: Flagship Initiative

Mit der Flagship Initiative fördert Innosuisse systemische Innovation und disziplinübergreifende Zusammenarbeit. Ziel ist es, aktuelle oder künftige Herausforderungen zu meistern, die für einen grossen Teil der Schweizer Wirtschaft oder Gesellschaft relevant sind. Die Ausschreibung 2023 wurde zum Thema «Disruptive Lösungen für die Transition zu einer Netto-Null-Welt» durchgeführt. Die Themenschwerpunkte der acht bewilligten Flagships drehen sich unter anderem um Kreislaufwirtschaft, intelligente Energielösungen sowie neue Materialien und Verfahren.  

Hochschulen: SWEET

Universitäten, der ETH-Bereich und Fachhochschulen kooperieren mit Institutionen der öffentlichen Hand (Bund, Kantone und Gemeinden) und der Privatwirtschaft im Rahmen des Förderprogramms Swiss Energy research for the Energy Transition (SWEET) des Bundesamts für Energie. 

ETH-Institutionen

Ausserdem sind die ETH-Institutionen in gemeinsamen Initiativen zum strategischen Schwerpunkt «Energie, Klima und ökologische Nachhaltigkeit» aktiv, zum Beispiel «Proteine für eine nachhaltige Zukunft» oder «Exzellenzzentrum Netto-Null-Emissionen (SCENE)».

European Space Agency ESA

Die Schweiz ist Mitglied der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Weltraumtechnologien und -systeme stellen wichtige Instrumente dar, um den Fortschritt zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele zu messen und kritische Informationen für Entscheidungsträger bereitzustellen. Die ESA unterstützt ausserdem die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 und unterhält einen eigenen komplementären Katalog an Nachhaltigkeitszielen sowie ein Kompendium über die spezifischen Beiträge der Erdbeobachtung.

Ein Satellitenbild von Glacier Bay, Alaska, USA, zeigt blaue Fjorde zwischen weissen Gletschern und Wäldern an der Küste.
Die Schweiz ist Mitglied der ESA, die wichtige Informationen zu nachhaltiger Entwicklung liefert. Zum Beispiel können vom Weltraum aus Gletscher beobachtet werden, wie hier die Glacier Bay in Alaska, USA. Bild: ESA mit Daten von Copernicus Sentinel (2021)

Beispiele für Aktivitäten im Bereich Berufsbildung:

Bildungsinhalte

Bildungsinhalte der Berufsbildung werden periodisch überprüft und revidiert, dabei spielt auch der Aspekt der nachhaltigen Entwicklung eine Rolle. Das SBFI unterstützt die Trägerschaften unter anderem bei der Durchführung von Nachhaltigkeitsanalysen oder fördert den Austausch unter Berufsleuten, damit das Thema nachhaltige Entwicklung in die Berufsabschlüsse einfliesst. Nachhaltige Entwicklung ist auch Bestandteil der SBFI-Rahmenlehrpläne über die Allgemeinbildung und den Berufsmaturitätsunterricht. Als transversales Thema fliesst sie ausserdem in die Rahmenlehrpläne für die Ausbildung der verschiedenen Berufsbildungsverantwortlichen ein.

Diese Auflistung ist nicht abschliessend. Mehr Informationen zu den Aktivitäten zum  Thema der nachhaltigen Entwicklung im BFI-Bereich finden sich in dieser Übersicht.

Transversale Themen

Am 8. März 2024 hat der Bundesrat die BFI-Botschaft 2025–2028 ans Parlament überwiesen. Das Ziel seiner BFI-Politik ist, dass die Schweiz in Bildung, Forschung und Innovation international führend bleibt. Dafür plant der Bundesrat Ausgaben in den Jahren 2025–2028 im Umfang von maximal 29,2 Milliarden Franken. Einige Themen sind dabei über alle Förderbereiche hinweg relevant. Diese vier Querschnittsthemen, die sogenannten transversalen Themen, werden übergeordnet berücksichtigt: 

  • Digitalisierung
  • Nachhaltige Entwicklung
  • Chancengerechtigkeit
  • Nationale und internationale Zusammenarbeit

Zwischen den vier Themen kann es Wechselwirkungen und Überschneidungen geben. Zum Beispiel fördert die Digitalisierung innovative Entwicklungen in der Effizienzsteigerung – die Digitalisierung wiederum soll nachhaltig für Umwelt, Gesellschaft und Demokratie vorangetrieben werden. 


Kontakt
Annette Kull, SBFI Projektverantwortliche, Ressort BFI-Systemsteuerung annette.kull@sbfi.admin.ch +41 58 462 21 49
Autor/in
Larissa Erdmann