Anerkennung für die höhere Berufsbildung

Die höhere Berufsbildung ist ein Erfolgsmodell: Dank ihr können sich Erwachsene mit einem Lehrabschluss auf Tertiärstufe weiterqualifizieren. Der Wirtschaft stehen dadurch Fachkräfte mit beruflichem Know-how zur Verfügung. Wir tun gut daran, die höhere Berufsbildung als einen unserer Standortvorteile zu pflegen.

16.04.2024
Autor/in: Rémy Hübschi
Ein Mann im Anzug steht vor einer Holztür
Rémy Hübschi ist seit 2021 stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und leitet die Abteilung Berufs- und Weiterbildung. Bild: Monique Wittwer

Mit der höheren Berufsbildung verfügt die Schweiz über ein einzigartiges Instrument der beruflichen Weiterqualifizierung. Rund ein Drittel aller Abschlüsse auf Tertiärstufe stammen aus der höheren Berufsbildung. Absolventinnen und Absolventen von eidgenössisch anerkannten Bildungsgängen an höheren Fachschulen sowie von eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen verfügen über vielversprechende Verdienst- und Karrieremöglichkeiten. Sie sind gefragte Fach- und Führungskräfte, insbesondere in KMU.

Der Druck auf die höhere Berufsbildung hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies trotz verschiedener umgesetzter Massnahmen von Bund und Kantonen, beispielsweise im Bereich der Finanzierung. Im Ausland ist der Tertiärbereich oft ausschliesslich Sache der Hochschulen. Entsprechend sind die Abschlüsse der höheren Berufsbildung im internationalen Kontext zu wenig bekannt. Aber auch auf nationaler Ebene fehlt es in der öffentlichen Wahrnehmung oft an ausreichender Anerkennung. Ein Grund dafür ist die Internationalisierung des schweizerischen Arbeitsmarktes und der Gesellschaft. Damit verbunden lässt sich beobachten, dass Jugendliche und ihre Eltern den allgemeinbildenden Weg mit dem Ziel eines Hochschulabschlusses tendenziell als erstrebenswerter erachten als eine berufliche Grundbildung. In den letzten Jahren haben die Hochschulabschlüsse in der Schweiz stärker zugenommen als die Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Diesem Trend muss entgegengenwirkt werden. Sonst fehlen der Wirtschaft die praktisch ausgebildeten Fach- und Führungskräfte.

Unser Staatssekretariat hat in den letzten Jahren zusammen mit den Kantonen, den Organisationen der Arbeitswelt und den Vertretungen der Hochschulen die Situation der höheren Fachschulen und der höheren Berufsbildung eingehend analysiert. Daraus ist ein Massnahmenpaket zur Stärkung der höheren Berufsbildung entstanden. Dieses wurde im November 2023 am nationalen Spitzentreffen der Berufsbildung von den Verbundpartnern verabschiedet. Auf dieser Grundlage haben wir nun eine Vernehmlassungsvorlage erarbeitet. 

Mit der Vorlage soll die Attraktivität der höheren Berufsbildung gesteigert werden. Ziel ist es, den Bekanntheitsgrad, die Sichtbarkeit und das Ansehen der höheren Fachschulen sowie der eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen zu verbessern. Dazu gehört die Einführung des Bezeichnungsrechts «Höhere Fachschulen» sowie der Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master». Der Profilabgrenzung zwischen Hochschulen und höherer Berufsbildung wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Zu den weiteren Massnahmen gehören die Möglichkeit, eidgenössische Prüfungen auch in englischer Sprache durchzuführen, sowie eine Flexibilisierung des Weiterbildungsangebots der höheren Fachschulen. 

Ich freue mich, dass die Arbeiten in enger Abstimmung mit den Verbundpartnern gut vorangekommen sind. Der Bundesrat sollte bis Ende Juni 2024 über die Eröffnung der Vernehmlassung entscheiden können. Mit diesem Schritt werden die Diskussionen, insbesondere rund um die Titelzusätze, auf die politische Ebene gehoben und die Frage der Einführung definitiv geklärt.