Alle Jugendlichen sollen Bildungsmobilität erfahren können

Über 150 Personen begrüsste Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität, im Mai 2023 zu ihrer nationalen Konferenz. Darüber, dass Mobilität in der Ausbildung weiter gestärkt werden soll, waren sich alle einig.

03.07.2023
Autor/in: Gaétan Lagger
Martina Hirayama, Yves Fischer und Katrin Frei stehen um einen Tisch und sprechen miteinander.
Martina Hirayama (Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation) und Yves Fischer (Stellvertretender Direktor des Bundesamts für Kultur) unterhalten sich mit Karin Frei (Moderatorin) über den Mehrwert von Austausch und Mobilität in der Bildung. Bild: Movetia

«Kooperation ist das unscheinbarste Wort des Dreiklangs Austausch – Mobilität – Kooperation. Ziel dieser Konferenz ist es, anhand konkreter Beispiele, bewährter Praxis und methodischer Beiträge zu zeigen, wie wichtig Kooperationen für die einzelnen Personen, für Institutionen und für das Bildungssystem als Ganzes sind», mit diesen Worten eröffnete Olivier Tschopp, Direktor von Movetia, die Konferenz im Stufenbau Bern.

Der Bund schafft die Rahmenbedingungen…

Bund und Kantone sind gemeinsam für die Strategie Austausch und Mobilität von 2017 verantwortlich. Hauptakteure auf Seiten des Bundes sind das SBFI und das Bundesamt für Kultur (BAK), welche jeweils auf internationaler bzw. nationaler Ebene die Verantwortung tragen. Die politischen Schwerpunkte und die Finanzierung sind in der Kulturbotschaft für den nationalen und in der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI-Botschaft) für den internationalen Bereich festgelegt. In den Bildungsbereichen, die vom Bund auf diese Weise gefördert werden, sind in der Regel die Kantone federführend. Die Konferenz der kantonalen Erziehungs-direktorinnen und -direktoren (EDK) ist entsprechend im Stiftungsrat der nationalen Agentur Movetia vertreten.

Die politische Unterstützung für mehr Mobilität und Bildungskooperationen ist da, so betonte Staatssekretärin Martina Hirayama an der Konferenz: «Wir haben uns als Ziel gesetzt, dass alle Jugendlichen im Rahmen ihrer Ausbildung die Möglichkeit haben, Mobilität zu erfahren. Dafür braucht es gute Instrumente wie diejenigen von Movetia. Aber es bleibt noch viel zu tun, um Mobilität und Kooperationen zu vollwertigen Bildungselementen zu machen.» Yves Fischer, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Kultur, fügte hinzu: «Wir haben gute Grundlagen erarbeitet, wir haben eine Strategie und ein Ziel. Darauf können wir aufbauen, indem wir unsere Ressourcen als multikulturelles, mehrsprachiges Land nutzen.»

… Movetia gewährleistet die Umsetzung

Movetia bietet Rahmenprogramme für Austausch, Mobilität und Kooperation in der Schweiz und im Ausland an. Kooperation im Bildungsjargon bedeutet, dass mindestens zwei Institutionen aus zwei verschiedenen Ländern zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen oder eine Herausforderung anzugehen. Damit ein Projekt gefördert werden kann, müssen seine erwarteten Auswirkungen auf das Bildungsangebot, die Institution und ihr Umfeld aufgezeigt werden. «Kooperationen zwischen Bildungsinstitutionen fördern den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Ressourcen, sie tragen bei zur Entwicklung innovativer pädagogischer Ansätze und sie stärken internationale Netzwerke. Sie tragen damit direkt dazu bei, die Bildungsqualität zu steigern», so Amanda Crameri, Leiterin des Bereichs Hochschulbildung bei Movetia.   

Positive Effekte der Bildungsmobilität grafisch dargestellt
Mobilität und Kooperation wirken sich auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene aus. Positive Effekte beschränken sich nicht auf das Bildungssystem, sondern sind auch in Wirtschaft und Gesellschaft spürbar.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Welche Massnahmen zur Stärkung der Kooperationen können auf politischer Ebene, im Bildungssystem und in der Privatwirtschaft ergriffen werden? Dies war an der nationalen Konferenz die zentrale Fragestellung der Podiumsdiskussion mit vier Teilnehmenden: Fabien Fivaz (Präsident der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates), Susanne Hardmeier (Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren), Thomas Minder (Präsident Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz) sowie Simone Schneuwly (Mitglied der Kommission Bildungspolitik des Schweizerischen Versicherungsverbandes).

Alle Podiumsteilnehmenden betonten, dass Austausch und Kooperationen weiter gestärkt werden müssen. Sei es durch die Sicherstellung ihrer Finanzierung oder durch die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen in den Kantonen, Bildungsinstitutionen und Verbänden.

Auf dem Podium war man sich einig, dass zur Entwicklung von Kooperationen innerhalb des Bildungssystems und zur Aufholung des Rückstands gegenüber anderen europäischen Ländern fünf Hebel genutzt werden sollten:

  • Anerkennen: Bildungskooperationen werden in den Entwicklungsstrategien der einzelnen Institutionen integriert.
  • Valorisieren: Die Verbreitung von bewährten Praktiken und Projektergebnissen wird gestärkt.
  • Vernetzen: Netzwerke für Bildungsakteure in der Schweiz, in Europa und weltweit werden geschaffen, um die Partnersuche zu unterstützen.
  • Optimieren: Nationale und internationale Förderangebote werden weiterentwickelt.
  • Fördern: Eine Erhöhung des Budgets für Bildungskooperationen und die Assoziierung an Erasmus+ wird angestrebt.

Movetia wird künftig die Aktivitäten, die der Sensibilisierung für Anliegen von Austausch und Mobilität dienen, weiterführen und dabei regen Kontakt mit den Akteuren im Bildungsbereich pflegen. Selbstverständlich wird sie die daraus gewonnen Informationen dazu nutzen, die Förderangebote laufend zu optimieren. Das für Austausch- und Mobilitätsaktivitäten vorgesehene Budget für die Jahre 2025–2028 wird das Parlament im Verlauf des kommenden Jahres im Rahmen der Kultur- bzw. BFI-Botschaft beschliessen. Zurzeit laufen die entsprechenden Vernehmlassungen, zu der sich alle Akteure äussern können.

Grafische Darstellung der Anzahl Bildungsmobilitäten in der Schweiz und Österreich
Eine Assoziierung an Erasmus+ gewährt den Akteuren umfangreiche Beteiligungsmöglichkeiten. Dies zeigt sich im Vergleich zwischen der Schweiz und Österreich. Grafik: Movetia

Die Schweiz hat zwischen 2014 und 2020 an 194 Erasmus+ Kooperationen im Bereich der Bildung teilgenommen. Das Fördervolumen betrug insgesamt 55 Millionen Euro. Österreich hat zwischen 2014 und 2020 an 2582 Erasmus+ Kooperationen im Bereich der Bildung teilgenommen. Das Fördervolumen betrug insgesamt 685 Millionen Euro.

Projektbeispiel: Digitale Tools für die politische Bildung

Toolkit for Educating to a Dynamic Citizenship (SUPSI Dipartimento formazione e apprendimento)
Es wird ein didaktisches Instrumentarium für die politische Bildung entwickelt. Dieses ist auf die Entwicklung sozialer und persönlicher Kompetenzen ausgerichtet, die unerlässlich sind einerseits für das Zusammenleben und die friedliche Lösung von Konflikten. Andererseits um in der öffentlichen Debatte wirksam zu intervenieren und den eigenen Standpunkt zu vertreten.

Projektbeispiel: Entrepreneurship als Mehrwert in der Bildung

Réseau de formation à l’entreprenariat agricole en Suisse et en Afrique (Fondation rurale inter-jurassienne)
Drei Schweizer Landwirtschaftsschulen und eine Hochschule entwickeln in Zusammenarbeit mit zwei Institutionen aus Kamerun und der Elfenbeinküste eine neuartige Ausbildung zum landwirtschaftlichen Unternehmertum. Nach einer Online-Einführung für Studierende aus den drei Ländern treffen die angehenden Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmer auf ihre afrikanischen Kolleginnen und Kollegen und entwickeln ihre persönlichen, sozialen und beruflichen Kompetenzen weiter.


Kontakt
Gaétan Lagger, SBFI Projektverantwortlicher, Ressort Internationale Programme Bildung gaetan.lagger@sbfi.admin.ch +41 58 463 26 74
Autor/in
Gaétan Lagger

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