Erwachsene in der Schweiz überdurchschnittlich gut in Grundkompetenzen

Erwachsene in der Schweiz weisen im internationalen Vergleich überdurchschnittliche Werte im Lesen, in Alltagsmathematik und im Problemlösen auf. Dies zeigen die Resultate der sogenannten PIAAC-Studie der OECD, die am 10. Dezember 2024 vorgestellt wurden. Sabine Scheiben, Leiterin des Ressorts Weiterbildung im SBFI, erklärt, wie sich der Bund im Bereich der Grundkompetenzen engagiert.

21.01.2025
Autor/in: Annina Eymann
Acht Personen sitzen an zwei langen Tischen auf der Bühne, sie schauen teilweise in die Kamera und unterhalten sich.
Expertinnen und Experten diskutierten das Thema der Grundkompetenzen aus Sicht von Bund, Kantonen und Sozialpartnern. Bild: SBFI.

Sabine Scheiben, wie sind die Ergebnisse der OECD-Studie grundsätzlich zu werten? 

Die Schweiz hat zum ersten Mal an dieser Studie teilgenommen. Wir sind deshalb froh, die Situation in der Schweiz nun besser zu kennen. Erfreulicherweise liegen die Kompetenzwerte der Schweiz in allen Bereichen signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Dennoch gibt es knapp 1,7 Millionen Menschen in der Schweiz, die in mindestens einem der drei Bereiche – Lesen, Rechnen oder Lösen alltäglicher Problemstellungen – über geringe Kompetenzen verfügen. 

Unabhängig vom Resultat dieser Studie: Wie fördert das SBFI den Erwerb und den Erhalt von Grundkompetenzen?

Grundkompetenzen sind als Voraussetzung für lebenslanges Lernen zu verstehen und ermöglichen eine aktive Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Der Bund setzt sich deshalb gemeinsam mit den Kantonen dafür ein, dass Erwachsene vorhandene Grundkompetenzen erhalten und fehlende erwerben können.

Die Förderung basiert auf unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen. So ermöglicht das Weiterbildungsgesetz den Kantonen, Programme zur Förderung der Grundkompetenzen anzubieten. Für die BFI-Periode 2025–2028 sind dafür rund 58 Millionen Franken vorgesehen. Zudem können Sprachkurse durchgeführt werden, und zwar als arbeitsmarktliche Massnahmen im Rahmen des Arbeitslosenversicherungsgesetzes oder im Rahmen der kantonalen Integrationsprogramme für Migrantinnen und Migranten.

Welche Konsequenzen haben die Resultate der OECD-Studie für die Förderung in den nächsten Jahren?

Die Ergebnisse helfen uns bei der weiteren Ausgestaltung des breit abgestützten Förderinstrumentariums. Bund und Kantone können nun ihre Förderstrategien gezielt verbessern und die Massnahmen effektiver auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abstimmen. Um die Wirksamkeit der Programme zu erhöhen, arbeiten wir eng mit interkantonalen und nationalen Gremien zusammen. Ziel ist es, den Erwachsenen in der Schweiz die Kompetenzen zu vermitteln, die sie in Beruf und Alltag brauchen. 

Vier Personen stehen auf der Bühne, ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Statistik präsentiert die Daten.
Das Bundesamt für Statistik präsentierte aktuelle Daten zu den Kompetenzen Erwachsener im Lesen, in der Alltagsmathematik und im Problemlösen. Bild: SBFI
Aufnahme vom Auditorium, rund 160 Besucher sitzen auf roten Stühlen und schauen zur Bühne.
Am «Forum Weiterbildung» vom 17. Dezember 2024 nahmen rund 160 Interessierte teil. Bild: SBFI
Vier Personen sitzen auf roten Stühlen auf der Bühne und werden interviewt.
Individuelle Perspektiven: - Ein Gespräch mit Personen des Botschafterprojekts Grundkompetenzen des Dachverbands Lesen und Schreiben. Bild: SBFI

Am 17. Dezember fand das «Forum Weiterbildung» zum Thema «Wie steht es um die Grundkompetenzen von Erwachsenen in der Schweiz?» statt. Warum eine solche Veranstaltung nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der OECD-Studie?

Die rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren über die Resultate im Grossen und Ganzen im Bild, dem sind und waren wir uns bewusst. Uns ist es aber wichtig, dass sich nun alle Akteure mit diesen Resultaten auseinandersetzen und diese in ihre tägliche Arbeit einfliessen lassen. Mit dieser Veranstaltung ist es uns gelungen, Diskussionen und Auseinandersetzungen in Gang zu setzen, was ein klares Ziel des «Forums Weiterbildung» ist. 

Und wie wurde das sichergestellt?

Neben der Präsentation der detaillierten Resultate durch das Bundesamt für Statistik war es uns sehr wichtig, auch die individuelle Perspektive einzubringen. Zwei Personen des Dachverbandes Lesen und Schreiben haben uns ihre persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen im Umgang mit den Grundkompetenzen gezeigt. Sie schilderten eindrücklich, wie der Erwerb von Grundkompetenzen den Selbstwert und die Autonomie stärken. 

Die Podiumsdiskussion, an der Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen und Sozialpartner teilnahmen, zeigte die hohe Relevanz des Themas und den grossen Handlungsbedarf. Da Grundkompetenzen viele unterschiedliche Politikbereiche betreffen – es geht nicht nur um Bildung, sondern beispielsweise auch um Arbeitsmarktfähigkeit, soziale Sicherheit und Integration – sind wir auf die Zusammenarbeit mit vielen Akteuren angewiesen. 

Förderung der Grundkompetenzen Erwachsener

Das SBFI fördert den Erwerb und den Erhalt von Grundkompetenzen einerseits über das Weiterbildungsgesetz in Form von Programm- und Leistungsvereinbarungen mit den Kantonen und den Organisationen der Weiterbildung. Andererseits bietet das SBFI gestützt auf das Berufsbildungsgesetz das Förderprogramm «Einfach besser!... am Arbeitsplatz» an. 


Kontakt
Sabine Scheiben, SBFI Leiterin Ressort Weiterbildung sabine.scheiben@sbfi.admin.ch +41 58 465 08 39
Autor/in
Annina Eymann