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«Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.»

Die hier zitierte österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach hat im 19. Jahrhundert, also lange bevor Englisch zur weltumspannenden Sprache der Wissenschaft und Forschung geworden ist, bereits Open Science und Open Access das Wort geredet.

05.04.2023
Autor/in: Martina Hirayama
Martina Hirayama Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation
Martina Hirayama ist seit 1. Januar 2019 Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation. Bild: Monique Wittwer

Das mit allem recht. Offene Forschungsdaten ermöglichen es anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, auf früheren Arbeiten aufbauend eigene Wissensfortschritte zu machen. Denn der Zugang zu Forschungsergebnissen – einschliesslich die ihnen zugrundeliegenden Datensätze – bietet ein breites Spektrum an möglichen Ideen für die weitere Grundlagen- und angewandte Forschung und für potenzielle Innovationen. Vor allem aber kann der Austausch von Forschungsergebnissen und Forschungsdaten auch dazu beitragen, gemeinsam an Lösungen für grosse gemeinsame gesellschaftliche Herausforderungen zu arbeiten, denken wir beispielsweise an die Covid-19-Pandemie, den Klimawandel oder die Energiekrise. Darüber hinaus kann Open Access dazu beitragen, die Kultur der Forschungsevaluierung in Richtung einer gerechteren Bewertung wissenschaftlicher Leistungen zu verändern. Nicht zuletzt dienen Open Science und Open Access auch einer möglichst effizienten Verwendung von Mitteln: Forschung ist in aller Regel teuer, und das Rad in einem gegebenen Wissensgebiet immer wieder neu erfinden zu wollen, macht keinen Sinn.

Mit FAIR (für findable, accessible, interoperable und reusable) beschäftigen sich viele Akteure intensiv auch in der Schweiz, um so Open Science und Open Access hierzulande zu verwirklichen. In einem gemeinsamen Prozess zwischen der Rektorenkonferenz swiss­universities, dem ETH-Bereich, dem Schweizerischen Nationalfonds und den Akademien der Wissenschaften Schweiz wurde eine entsprechende nationale Strategie und ein dazugehöriger Aktionsplan entwickelt. Die Umsetzung dieser nationalen Open-Access-Strategie ist bereits weit fortgeschritten und befindet sich auf dem Weg der Realisierung. Das gemeinsame, durchaus sportliche Ziel lautet: Bis im Jahr 2024 sollen in der Schweiz alle mit öffentlichen Geldern finanzierten wissenschaftlichen Publikationen im Internet frei und kostenlos zugänglich sein.

Bei allem Fortschritt, der auf dem Weg dahin bereits erzielt werden konnte, bleiben noch verschiedene Fragen zu klären. Zum Beispiel, wie die verschiedenen Akteure in Forschung und Innovation ihre jeweiligen Bemühungen am besten koordinieren oder wie die Vorteile von Open Science nachhaltig zu fördern sind, damit Anreize für deren breite Anwendung in Wissenschaft und Innovation geschaffen werden können. Ich bin überzeugt davon, dass die entsprechenden Arbeiten weiter voranschreiten und bedanke mich bei allen, die sich in den notwendigen strategischen Überlegungen engagieren, dies mit Blick weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus. Denn je mehr Kräfte in das Teilen von Wissen eingebunden werden können, desto mehr neues Wissen entsteht.