Open Access wird weltweit gefördert
Eine neue bibliometrische Analyse des SBFI untersucht, wie die Schweiz im internationalen Vergleich bei Open-Access-Publikationen abschneidet. Isabelle Maye, wissenschaftliche Beraterin im SBFI und zuständig für die bibliometrischen Analysen, gibt Einblick in die wichtigsten Erkenntnisse.
Das SBFI erstellt seit Jahren bibliometrische Analysen. Was ist Bibliometrie überhaupt?
Die Bibliometrie ist die Analyse wissenschaftlicher Publikationen, und zwar nicht auf inhaltlicher, sondern auf statistischer Ebene. Im SBFI werden verschiedene Indikatoren wie das Publikationsaufkommen (Volumen), der Impact (Zitationsindex), die Partnerschaften oder die Aufteilung zwischen Open-Access-Publikationen (OA-Publikationen) und Nicht-OA-Publikationen berechnet.
Wozu dienen bibliometrische Analysen?
Die Bibliometrie ermöglicht ein Benchmarking der wissenschaftlichen Forschung. Alle erwähnten Indikatoren geben Aufschluss über den Stand der Forschung in der Schweiz. Anhand der Bibliometrie kann die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern in Bezug auf die Produktion wissenschaftlicher Publikationen oder die Sichtbarkeit bei anderen Forschenden (Impact) eingeordnet werden. Zudem lässt sich herausfinden, mit wem die Forschenden der Schweiz am häufigsten zusammenarbeiten.
Bericht zu Open-Access-Publikationen in der Schweiz
Das SBFI veröffentlicht seit mehreren Jahren bibliometrische Analysen zu den Publikationen von Forscherinnen und Forschern in der Schweiz. Im Jahr 2022 wurde der Bericht Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2008–2020 (PDF, 1 MB, 10.05.2022) veröffentlicht. Er enthält die wichtigsten bibliometrischen Indikatoren sowie zwei spezifische Analysen: eine zu Open-Access-Publikationen und eine zu Publikationen im Bereich Quantum.
2023 veröffentlichte das SBFI zum ersten Mal einen Sonderbericht zum Thema Open Access (Open Access-Publikationen, 2008–2020 (PDF, 8 MB, 05.09.2023)).
Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem aktuellen Bericht zu Open-Access-Publikationen?
Seit mehreren Jahren wird Open Access nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen anderen Ländern gefördert. Dieser Bericht verfolgt die Entwicklung der Anzahl OA-Publikationen seit 2008 und zeigt, dass die Forschenden ihre Ergebnisse immer öfter auf diese Art bereitstellen. Weltweit betrachtet ist der Anteil der OA-Publikationen an sämtlichen Publikationen von 34 Prozent auf 48 Prozent angestiegen. In der Schweiz fiel die Entwicklung noch markanter aus: Der Anteil ist von 43 Prozent auf 60 Prozent angewachsen, womit sich die Schweiz unter den führenden Ländern platziert.
Gibt es überraschende Erkenntnisse?
Ja, durchaus. Einige Länder, die nicht zu den grossen Produzenten von Publikationen gehören, beispielsweise Indonesien, Chile oder Finnland, haben zum Teil stark auf Open Access gesetzt und führen bei dieser Publikationsart die Rangliste an.
Ebenfalls interessant sind die unterschiedlichen Anteile von Open Access je nach Forschungsbereich: In den Life Sciences oder der klinischen Medizin wird sehr viel in Form von OA veröffentlicht, während dies in den Geistes- und Sozialwissenschaften noch selten der Fall ist.
Was sagen diese Resultate über den Forschungs- und Innovationsplatz Schweiz aus?
Die Schweiz als kleines Land schneidet im Ländervergleich sehr gut ab. Aktuell gehört sie zu den Ländern mit den höchsten Anteilen an OA-Publikationen.
Was fällt besonders auf beim internationalen Vergleich?
Obwohl diese Publikationsform weltweit gefördert wird, verfolgen nicht alle Länder dieselbe Strategie und manche erreichen (noch) keine hohen OA-Anteile.
Wie gehen Sie bei der Erarbeitung der Bibliometrie vor?
In der Bibliometrie werden die Publikationen aufgrund verschiedener Merkmale bzw. Kriterien quantitativ evaluiert. In meiner Analyse stütze ich mich auf die Daten von Clarivate (Index SCIE/SSCIE/A&HCI/ESCI). Diese Datensammlungen enthalten die bibliografischen Daten zu Artikeln, die in den wichtigsten wissenschaftlichen Zeitschriften weltweit veröffentlicht werden. Eine Publikation enthält bestimmte Informationen wie die Adressen der Institutionen der Forschenden, anhand denen die wissenschaftliche Produktion nach Ländern aufgeteilt, aber auch die Zusammenarbeit zwischen Institutionen untersucht werden kann. Die von den Forschenden gemachten Angaben ermöglichen eine Bestimmung der Zitationsraten eines Artikels und damit der weltweiten Beachtung (auch als Impact bezeichnet). Anhand der Angabe OA/nicht OA können schliesslich die Anteile der OA-Publikationen ermittelt werden. Auf diese Weise werden die Indikatoren berechnet, die uns interessieren.