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Künstliche Intelligenz: grosse Chancen, grosse Herausforderungen

Ende Oktober 2023 hat in London auf Einladung von Premierminister Rishi Sunak ein internationaler Gipfel zur KI-Sicherheit stattgefunden. Daran teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, (Hightech-)Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus rund 30 Ländern, darunter auch die Schweiz.

08.12.2023
Autor/in: Martina Hirayama
Martina Hirayama Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation
Martina Hirayama ist seit 1. Januar 2019 Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation. Bild: Monique Wittwer

Der Gipfel zeigte grosse Einigkeit darüber, welche lange noch nicht ausgereizten Potenziale die Digitalisierung im Allgemeinen und die künstliche Intelligenz im Besonderen bietet und in Zukunft bieten wird. Demgegenüber stehen ernstzunehmende Bedenken. Denn neue Technologien werfen immer auch menschenrechtliche, gesellschaftliche und rechtsstaatliche Fragen auf. Und im Zusammenhang mit KI gilt es, sich mit den Risiken auf angemessene Weise auseinanderzusetzen.

Bei all dem muss der Wissenschaft eine tragende Rolle zukommen. Nicht nur bei der technologischen Weiterentwicklung und der Nutzung der Potenziale von KI, sondern bei der adäquaten Einschätzung der Technologie und beim gesellschaftlichen Umgang mit deren Herausforderungen. Das SBFI unterstützt daher, dass die Wissenschaft in die Folgearbeiten des Londoner KI-Gipfels prominent einbezogen wird.

Und die Schweiz macht auf nationaler Ebene ihre Hausaufgaben. Die weltweit renommierten Dalle-Molle-Forschungsinstitute für Künstliche Intelligenz in Lugano und Martigny wurden bereits Ende der 1980er- resp. Anfang der 1990er-Jahre gegründet. Auch der ETH-Bereich hat in den letzten Jahren viel investiert: Das ETH-AI-Center fungiert als zentraler Knotenpunkt für KI an den 16 Departementen der ETH Zürich. An der EPF Lausanne nimmt das AI Institute eine ähnliche Rolle ein. Am Centro Svizzero di Calcolo Scientifico in Lugano nimmt die ETHZ nächstes Jahr den neuen Hochleistungsrechner «Alps» in Betrieb, der sich neben klassischen computergestützten Simulationen vor allem für KI-Anwendungen anbieten wird. Und das von EPFL und ETHZ gegründete Swiss Data Science Center befasst sich insbesondere mit der Schnittstelle zwischen denjenigen, die Daten erstellen und denjenigen, die potenziell Nutzen daraus ziehen können. Es stellt damit eine wichtige Brücke von der Wissenschaft in die Wirtschaft her.

Auch andere Hochschulen haben ihre Kompetenzen verstärkt. So zum Beispiel die Universität Bern mit dem Center for Artificial Intelligence in Medicine, das KI zur Verbesserung der Qualität der Gesundheitsversorgung einsetzt. Das Competence Center in Artificial Intelligence applications for the Public Sector der Universität Lausanne wiederum begleitet Schweizer und internationale Institutionen bei der Umsetzung von KI. Und das Centre for Artificial Intelligence der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist ein wichtiges Kompetenzzentrum für angewandte KI.

Auch die Akademien der Wissenschaften unterstützen die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz, zum Beispiel über die entsprechende Themenplattform der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften. Schliesslich fördert der Bund über den Schweizerischen Nationalfonds die Forschung zu künstlicher Intelligenz, sowohl über die bottom-up- Projektförderung wie auch im Rahmen von Nationalen Forschungsprogrammen (NFP 75 und 77).

Diese Beispiele illustrieren: Insgesamt ist die KI-Forschung in der Schweiz gut positioniert. Nun gilt es, diese Potenziale auch in der Wirtschaft zu nutzen. Die Daten der Innovationserhebung der Konjunkturforschungsstelle zeigen, dass die Nutzung von KI in Schweizer Firmen zwar steigt, aber aktuell weniger als zehn Prozent beträgt.

Das SBFI hat zentrale BFI-Akteure mandatiert, beim Erarbeiten ihrer strategischen Ziele für die Förderperiode 2025–2028 die digitale Transformation konsequent in den Dimensionen Gesellschaft, Wissenschaft sowie Wirtschaft zu konkretisieren. Damit wird gewährleistet, dass das BFI-System Schweiz auch für künftige Entwicklungen der Digitalisierung gut gerüstet ist.