Entrepreneurship Education: Schweizer Expertise auf Zypern
Am 27. Juni 2024 fand in Limassol eine Konferenz zum Thema unternehmerische Bildung statt. Zu den Veranstaltern zählten unter anderem die UNECE und das SBFI. Im Mittelpunkt der Konferenz standen insbesondere Fragen im Zusammenhang mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung und ihrem Einfluss auf das Unternehmertum. Auch Schweizer Fachleute stellten ihre Standpunkte vor.
Das Ministerium für Bildung, Sport und Jugend der Republik Zypern war Gastgeber dieser Konferenz, die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) und dem SBFI organisiert wurde. An der Konferenz ging es darum, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Erziehung zum Unternehmertun einfliessen kann. Die Herausforderung besteht darin, Unternehmerinnen und Unternehmer auszubilden, die gewillt sind, für eine nachhaltige Zukunft positiv auf Umwelt, Wirtschaft und Soziales einzuwirken.
Europa bringt sich stark in die Diskussionen zur Transformation der Wirtschaftssysteme ein, da dieser Aspekt als Meilenstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit gilt. Der Plan zur Umsetzung der Strategie der UNECE für BNE in den Jahren 2021 bis 2030 stellt einen entscheidenden Schritt zur gesamtheitlichen Integration von BNE auf allen Bildungsstufen und in allen Bereichen der Gesellschaft dar. Dieser Plan sieht vier Handlungsfelder vor, darunter auch den Schwerpunkt «Unternehmertum, Beschäftigung, Innovation und BNE». Dessen Umsetzung wird vom SBFI im UNECE-Lenkungsausschuss unterstützt.
Unternehmerische Bildung
Unternehmerische Bildung (auf Englisch: Entrepreneurship Education) spielt eine Schlüsselrolle beim Erwerb von Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Risikobereitschaft, die für einen positiven Wandel erforderlich sind. BNE fördert kritisches Denken, globales Lernen und ein besseres Verständnis von wirtschaftlichen, ökologischen, kulturellen und sozialen Zusammenhängen. Die Aufnahme von BNE in die unternehmerische Bildung ist zentral, um nachfolgenden Generationen die Mittel zur Schaffung einer nachhaltigeren und gerechteren Zukunft an die Hand zu geben.
Die Konferenz forderte die Mitgliedstaaten auf, BNE einzusetzen, um bei den jungen Leuten in Ausbildung Unternehmergeist und Innovation zu fördern, Transformationen in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu beschleunigen sowie die Beschäftigungsfähigkeit von jungen Menschen zu verbessern. Jugendliche spielten auch an der Konferenz eine wichtige Rolle. Als Vertreter der Schweiz war Florian Hebeisen angereist, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV). Er und seine Kolleginnen und Kollegen aus weiteren Ländern unterstrichen, wie wichtig es sei, junge Menschen in den gesamten Prozess zur Umsetzung der Strategie der UNECE einzubeziehen. Dies gelte ganz besonders für Projekte im Bildungsbereich.
Schweizerisches Know-how
Unternehmerisches Denken und Handeln sind Schlüsselkompetenzen für künftige Führungspersonen. Das Schweizerische Zentrum für unternehmerisches Denken und Handeln (szUDH) trägt dazu bei, diese Kompetenzen in der beruflichen Grundbildung schweizweit zu verankern. Drei Fachleute des szUDH haben an der Konferenz in Zypern Schweizer Know-how weitergegeben.
Georg Berger, Direktor des Berufsbildungszentrums Olten und Präsident des szUDH, stellte das Zentrum und dessen Aktivitäten vor. Er erläuterte, wie Unternehmertum in den allgemeinbildenden Unterricht (ABU) im Rahmen der beruflichen Grundbildung eingeführt werden soll.
Um Bildung in Unternehmertum und in nachhaltiger Entwicklung einzubinden, ist es unerlässlich, kritisches Denken zu fördern. Dies betonte auch Susan Müller, Vizepräsidentin des szUDH und Professorin für Entrepreneurship an der Berner Fachhochschule. Sie ist der Ansicht, dass kritisches Denken zum gesamten unternehmerischen Prozess gehört. Wichtig sei ausserdem, herauszufinden, wie man die verschiedenen Interessengruppen dazu bringen kann, zusammenzuarbeiten, um eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen. Susan Müller moderierte überdies eine Sitzung mit Vertretenden aus dem Vereinigten Königreich, Moldawien, Armenien und Zypern, um Entrepreneurship Education und BNE in diesen Ländern zu fördern.
Leandro Bitetti, Studiengangsverantwortlicher des Master of Science in Business Administration mit Schwerpunkt Innovation Management an der SUPSI, betonte die Dringlichkeit, im Rahmen von unternehmerischer Bildung neue Instrumente zu entwickeln, die auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind. Dies sei insbesondere für Unternehmen und Einzelpersonen mit grossen Auswirkungen auf Umwelt, Soziales und Governance sinnvoll. Die neuen Herausforderungen in einer sich schnell verändernden Unternehmens- und Handelslandschaft liessen sich mit den bestehenden Instrumenten und Methoden nicht ausreichend bewältigen. In einer von ihm moderierten Podiumsdiskussion sprach er zudem über die Veränderung von Lernräumen: Traditionelle Klassenzimmer, die für Frontalunterricht konzipiert sind, werden durch Räumlichkeiten ersetzt, die Lernen durch Herausforderungen und aufgrund von Erfahrungen fördern. Diese Veränderungen setzen voraus, dass sich Lehrkräfte weiterbilden, um sich dem kulturellen Wandel im Bildungswesen anzupassen.
UNECE
Die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (United Nations Economic Commission for Europ UNECE) wurde 1947 vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) gegründet. Ihr wichtigstes Ziel ist die Förderung der paneuropäischen wirtschaftlichen Integration. Die UNECE hat 56 Mitgliedstaaten; dazu zählen neben europäischen Ländern auch die USA, Kanada, Israel und einige GUS-Staaten. Das SBFI vertritt die Schweiz im Lenkungsausschuss für BNE der UNECE.